Sarah Bünstorf

WLAN-Beschluss im HuF: Fortschritt, aber Chance für großen Wurf verpasst

Die neue Beschlusslage zur Umsetzung von öffentlichem WLAN stellt nach Ansicht von SPD- und Grünen-Politikern einen Fortschritt dar, ist aber alles andere als optimal. „Wir freuen uns, dass der HuF gemäß unserem Antrag beschlossen hat, dass die Stadt nun offiziell die Einrichtung von WLAN-Knoten über die Freifunktechnik in öffentlichen Gebäuden vorantreiben und bei den Willicher Unternehmen dafür werben soll,“ so die stellv. SPD-Fraktionsvorsitzende Sarah Bünstorf. „Schade ist aber, dass wir keine Lösung aus einem Guss bekommen, weil parallel der alte Beschluss von Anfang 2014 weitergilt, wonach die Ortsteilzentren über WLAN-Hotspots eines kommerziellen Anbieters versorgt werden sollen.“ Für den Verzicht auf kommerzielle Hotspots hatte sich im Ausschuss leider keine Mehrheit abgezeichnet. Der 2014 gefasste Beschluss war hauptsächlich den Rechtsunsicherheiten geschuldet, die zum damaligen Zeitpunkt von der Verwaltung im Hinblick auf die Freifunktechnik geltend gemacht wurden. Diese Bedenken sind aber mittlerweile vollständig ausgeräumt, und auch das Land NRW unterstützt den Freifunk. Daher haben in den letzten Monaten viele Städte in der Umgebung ihre Zentren über Freifunk mit kostenlosem WLAN versorgt, so etwa Neuss, Dormagen, Moers, Meerbusch und Brüggen. „Schade, dass Willich nun nicht konsequent auf diesen Zug aufspringt,“ so Bünstorf.

Das Freifunknetz wird vom Verein Freifunk Rheinland e. V. getragen, und für Zugangspunkte fallen nur sehr überschaubare Hardwarekosten (ab 20 Euro pro Knoten) an. Das Knowhow für die Einrichtung kann man sich schnell aneignen. Hotspots der Hotsplots GmbH, die die Verwaltung parallel beauftragen will, sind dagegen mit Anschaffungs- und laufenden Kosten in deutlich vierstelligen Bereich für die Stadt verbunden. „Außerdem bezahlt der einzelne Nutzer, der einen Hotspot nutzt – zwar nicht mit Geld, aber mit seinen Daten, die er für die Registrierung und Anmeldung preisgeben muss,“ gibt Grünen-Ratsmitglied Manuel Paas zu bedenken. „Freifunk funktioniert dagegen ganz ohne Anmeldung, und es gibt keine Begrenzung für die Nutzungsdauer oder das Datenvolumen. Das ist für die Nutzer viel komfortabler. Außerdem ist es eine reizvolle Möglichkeit, öffentliches und privates Engagement zu verzahnen, weil sich alle Freifunkknoten in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander zu einem sog. Mesh-Netz verbinden,“ sind sich Paas und Bünstorf einig. Mit einer Kombination aus kommerziellen Hotspots und Freifunkknoten wird es dagegen wesentlich schwieriger, größere Zonen flächendeckend zu erschließen, weil sich die Systeme nicht gegenseitig ergänzen.

SPD und Grüne hoffen, dass viele Privatpersonen und Gewerbetreibenden sich der Freifunk-Initiative anschließen. Beide Fraktionen bietet allen Interessierten weiterhin Starthilfe bei der technischen Umsetzung an.

(22.10.2015)