Unsere Geschichte

Die Anfänge 1872 – 1878

  • 1872: 28 Anrather Weber gründen in ihrer ersten Sitzung einen Ortsgewerbeverein des Niederrheinischen Weberbundes. Unter ihnen die Stoffweber Adophs, Grüter und Stocks.
  • 4. November 1877: In Anrath kommt es zu einer antisozialdemokratischen Versammlung der ultramontanen Zentrumspartei, auf der die ärgsten Verleumdungen über die Sozialdemokratie in eine uwissende Menschenmenge geschleudert und ein zufällig anwesender Krefelder Sozialdemokrat misshandelt wurde.
  • 30. Juli 1878: Bei den Reichstagswahlen erzielten die Sozialdemokraten in Anrath sensationelle 37 Stimmen. In Willich immerhin 4.

Das Verbot 1878 – 1900

  • August – Oktober 1878: Nach den Attentaten auf Kaiser Wilhelm I. werden der Niederrheinische Weberbund und der Bund der Tischler verboten.
  • 5. November 1878: Dem königlichen Landrat in Mönchengladbach wird die sozialdemokratisch orientierte Ortsgruppe des Bund der Tischler, in der der Schiefbahner Adolf Kleeberg Mitglied ist, unter dem Druck des Sozialistengesetzes als aufgelöst gemeldet.
  • 21. Februar 1887: In Schiefbahn bekommt der sozialdemokratische Kandidat Fritz Harm bei der Reichstagswahl 1 Stimme. Bürgermeister Voss „kann sich nicht erklären, wie diese Stimme in die Wahlurne gekommen ist.“
  • 20. Februar 1890: Angesichts der 31 Stimmen für den Kandidaten der Sozialdemokratie bei der Reichstagswahl in Neersen gerät der Bürgermeister in arge Erklärungsnöte. In Anrath erzielt die SPD 60 Stimmen und gehört damit zu den Hochburgen im Kreis. In Willich sind es zum Vergleich 20, in Schiefbahn 7 Stimmen.
  • Oktober 1890: In Neersen findet beim Wirt Peter Helten eine sozialdemokratische Versammlung statt, in der der Krefelder Sozialdemokrat Wäsch eine Rede hält. Die Zentrumspartei hat sich über den Volksverein für das katholische Deutschland den Redner Stoffels besorgt, der auf dieser Versammlung gegen die Lehren der Sozialdemokratie spricht. Vor und nach der Versammlung werden die sozialdemokratischen Zeitungen „Niederrheinische Volkstribüne“ und „Der wahre Jakob“ verteilt.
  • 1. Mai 1890: Um der Beobachtung durch die Polizei zu entgehen, treffen sich sozialdemokratisch orientierte Arbeiter am Abend in Wirtschaften und begehen zum ersten Mal den weltweit ausgerufenen Arbeiterfeiertag. Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs 1914 werden die Arbeiter durch Unternehmer und Polizei schikaniert.
  • 1. Mai 1892: Der Neersener Bürgermeister forder Polizeiverstärkung aus Krefeld an, da die Krefelder Sozialdemokraten zum 1. Mai einen Ausflug in die Gemeinde Neersen machen wollen.
  • 7. Oktober 1895: In Schiefbahn werden von zwei unbekannten Personen sozialdemokratische Kalender „Der Rheinische Volksfreund“ unter den Türen durchgeschoben.
  • Mai/Juni 1898: Vor der Reichstagswahl wird das sozialdemokratische Flugblatt „Prüfet Alles und das Beste behaltet!“ in den Altgemeinden verteilt.
  • 10. November 1899: Die Arbeiter bei Deuss & Oetker bilden einen Arbeiterrat.
  • 1900: In allen vier Gemeinden berichten die Bürgermeister übereinstimmend an die Landräte, dass von einer sozialdemokratischen Bewegung „nichts bemerklich geworden sei“. Nirgends in den Gemeinden wären Männer bekannt, die sich zur Sozialdemokratie bekennen würden, kein Wirt würde sein Lokal für sozialdemokratische Versammlungen hergeben.

Der Aufstieg 1901 – 1913

  • 19. Oktober 1901: Im sozialdemokratisch orientierten „Niederrheinischen Weberbund“ sind in Anrath 23 Männer und 3 Frauen.
  • Frühjahr 1903: Der sozialdemokratisch orientierte Deutsche Metallarbeiterverband versucht in Willich eine Versammlung durchzuführen, scheitert aber an der Lokalfrage. Der Deutsche Metallarbeiterverband in Anrath meldet 35 Mitglieder.
  • 16. Juni 1903: Bei der Reichstagswahl erzielen die Sozialdemokraten einen Wahlerfolg. In Willich erreichen sie 105, in Anrath 83, in Schiefbahn 27 und in Neersen 23 Stimmen.
  • Frühjahr 1905: Streik der Fabrikarbeiter bei der Firma Deuss & Oetker in Schiefbahn. Die Organisation des Streiks, der über 15 Wochen vom 30. April bis zum 21. August durchgehalten wird, übernehmen gemeinsam Christlicher und Deutscher Textilarbeiterverband. Den Deutschen Textilarbeiterverband, dem etwa 50 Mitglieder angehören, führt das spätere SPD-Gemeinderatsmitglied Arnold Jansen. Josef Baues ist Vorsitzender des SPD orientierten Deutschen Metallarbeiterverbandes, der 140 Mitglieder umfasst. Der Streik bei Lange in Anrath wird nach 7 Tagen beendet. Die Arbeiter erreichen beträchtliche Lohnerhöhungen.
  • 14. Januar 1906: Bei dem Anrather Seidenweber Matthias Corsten beschlagnahmt die Polizei 6 Plakate mit 1180 sozialdemokratischen Flugblättern.
  • 28. April 1906: Peter Heyer, Franz Borgs und Jacob Moris (alle Maurer) werden vom Anrather Bürgermeister dem Landrat als sozialdemokratische Agitatoren gemeldet. Sie und weitere 9 Mitglieder haben in Anrath eine Zweigstelle des sozialdemokratischen Zentralverbandes der Deutschen Maurer eingerichtet. Auch in Willich werden freie Gewerkschaften gegründet. Der Zentralverband der Maurer unterhält dort eine Zweigstelle.
  • 1907: Sozialdemokraten des Zentralverbandes der Maurer in Anrath gründen den Radfahrverein „Frisch auf Anrath“. Der Verein umfasst 13 Mitglieder. Die Ortsgruppe des Deutschen Textilverbandes in Anrath bringt es unter dem Vorsitzenden Franz Koppers auf 22 Mitglieder.
  • 17. März 1907: Arnold Leenen, der spätere Mitgründer der Schiefbahner SPD, tritt in die Partei ein und ist damit erstes Parteimitglied in Schiefbahn.
  • 12. Januar 1912: Bei den Reichstagswahlen erzielen die Sozialdemokraten wieder erhebliche Stimmengewinne: Willich 218, Anrath 102, Schiefbahn 54 und Neersen 40.
  • 23. Mai 1913: Zum 50. Geburtstag gibt die SPD zwei Jubiläumsplakate heraus. Beide sind als Originale im Besitz des Stadtbezirks Schiefbahn.

Die Republik 1918 – 1932

  • 9. November – 13. Dezember 1918: In Willich und Schiefbahn bilden sich Arbeiter- und Soldatenräte, zu denen die Sozialdemokraten Johann Smeets und Arnold Leenen gehören. Bis zur Besetzung der Gemeinden durch belgische Truppen sorgt dieser Rat für die Versorgung der Bevölkerung.
  • 1918/1919: In den vier Altgemeinden werden SPD-Ortsvereine gegründet, um an den bevorstehenden Gemeinderatswahlen teilnehmen zu können. In Schiefbahn gehören Arnold Leenen, Arnold Jansen, Karl Helten und Wilhelm Töller zu den Gründern. In Willich Johann Smeets, Heinrich Smeets und Hermann Kruß. In Anrath Ernst Schneider und Johann Dohmen.
  • 14. Dezember 1919: Bei den ersten freien Wahlen zu den Gemeinderäten zieht die SPD in allen Altgemeinden in die Gemeindeparlamente ein.
  • 27. Dezember 1919: In Schiefbahn konstituiert sich die Sozialistische Mehrheitsfraktion der SPD im Gemeinderat.
  • 15. März 1920: Aus Anlass des Kapp-Putsches findet ein mehrstündiger Streik der Arbeiter der Firma Krebs in Anrath statt.
  • 18. April 1920: Generalversammlung der Willicher Sozialdemokraten im Lokal Schmitz. Der preussische Landtagsabgeordnete Friedrich Lewerentz spricht zur allgemeinen politischen Lage.
  • 1. Mai 1920: In Anrath, Schiefbahn und Willich finden „Veranstaltungen und Lustbarkeiten der sozialdemokratischen Arbeiterschaft statt“.
  • 6. Juli 1920: Bei den Reichstagswahlen verbessert sich die SPD in allen vier Gemeinden und wird überall zweitstärkste Partei.
  • 1921 – 1923: Mit zahlreichen Anträgen zur Unterstützung der Notleidenden, der Hilfe für kinderreiche Familien durch Beschaffung von Kohle, Kartoffeln und Milchzuteilungen, versuchen die Sozialdemokraten die Not zu lindern.
  • 1924: In den Betrieben des Stahlwerks Becker, den Vereinigten Seidenwebereien, der Krebs AG und bei Breuers & Wolf finden wilde Streiks statt. Die Streikenden kämpfen für den 8-Stunden-Tag, die Einstellung aller Arbeitslosen und ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln.
  • 4. Mai 1924: Bei den Gemeinderatswahlen verliert die SPD durch das starke Aufkommen der KPD deutlich an Boden. In allen Gemeinden verliert die SPD auch Gemeinderatsmandate.
  • 1925 – 1926: Die Sozialdemokraten in den Altgemeinden treffen sich regelmäßig, bewirken politisch aber nicht sehr viel. Sie setzen sich vor allem für die Unterstützung der Arbeitslosen, deren Zahl ständig ansteigt, für Winternothilfe und die Erhöhung der Erwerbslosenfürsorge ein.
  • 29. September 1925: 40.000 Textilarbeiter werden im heimischen Bereich durch die Textilunternehmer ausgesperrt. Auch in Anrath, Schiefbahn und Willich stehen die Arbeiter vor verschlossenen Werkstoren.
  • 19. Oktober 1928: Die Schiefbahner Sozialdemokraten fordern eine Sondersitzung des Gemeinderates mit dem Beratungspunkt: Unterstützungsmaßnahmen für die ausgesperrten Textilarbeiter.
  • 7. Dezember 1929: Die Sozialdemokraten verfügen nach den Gemeinderatswahlen nur noch in Anrath (1), in Schiefbahn (2) und in Willich (1) über Gemeinderatsmandate.
  • 1930 – 1932: Durch den gleichzeitigen Kampf der Sozialdemokraten gegen den aufkommenden Nationalsozialismus und die Kommunistische Partei verliert die SPD in den vier Altgemeinden immer mehr an Boden.
  • 29. Juli 1932: In Schiefbahn kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen christlichen und freien Gewerkschaftlern, Sozialdemokraten, Kommunisten und Zentrumsmitgliedern einerseits und den in Schiefbahn einquartierten SA-Männern andererseits. Dabei wird der ehemalige Sozialdemokrat und jetzige Kommunist Wilhelm Töller durch den Schuss eines SA-Mannes lebensgefährlich verletzt.
  • Herbst 1932: Bei einer Plakatklebeaktion der antifaschistischen Gruppe in Schiefbahn versucht die SA dies zu verhindern. Die Genossin Christina Leenen stülpt dabei dem Ortsgruppenführer der NSDAP den Klebeeimer über den Kopf.

Die Verfolgung 1933 – 1945

  •  Frühjahr 1933: Nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 werden zahlreiche Sozialdemokraten in sogenannte „Schutzhaft“ genommen.
  • 2. Mai 1933: Verbot und Auflösung der Gewerkschaften.
  • 22. Juni 1933: Verbot der SPD.
  • 1933 – 1944: Die meisten ehemaligen aktiven SPD-Funktionäre in den Alt-Gemeinden verhalten sich ruhig.
  • 20. Juli 1944: Nach dem Attentat auf Adolf Hitler werden ehemalige Funktionäre der SPD verhaftet und im Anrather Zuchthaus für kurze Zeit inhaftiert.
  • 1945: Fritz Lewerentz, langjähriger sozialdemokratischer Parteiführer und Preußischer Landtagsabgeordneter, der schon seit Beginn des Jahrhunderts die Willicher Altgemeinden politisch betreut hat und dort oft als Redner aufgetreten war, gerät nach seiner Verhaftung 1944 in das KZ Oranienburg und kommt auf dem Marsch von dort zum KZ Bergen/Belsen um.

Alt-Gemeinde Anrath 1945 – 1969

von Hedwig Segler und Ulrich Winkler

  • 01.03.1945 und 02.03.1945: Einmarsch der alliierten Truppen in Anrath. Für die nächsten Monate wurde der Ort unter englische Kommandantur unterstellt.
  • Ende 1945 hatte Anrath 5.147 Einwohner.
  • Bis Mai 1945 wurde die Gemeinde Anrath vom Gemeindeinspektor Corsten geleitet. Im Juni 1945 wurde der Handelslehrer Dr. E. Schmitz von der englischen Militärregierung zum Bürgermeister ernannt.
  • Die Engländer führten die bis noch vor einem Jahr geltende Gemeindeordnung ein, nach der die Verwaltung von einem Gemeindedirektor (hauptamtlich) und der Gemeinderat von einem Bürgermeister (ehrenamtlich) geleitet wurden.
  • 1945 – 1947: Die Sozialdemokraten in Anrath bemühten sich um den Aufbau einer Parteistruktur und wurden aufgrund ihrer geringen Mitgliederzahl dabei vom Bezirk Krefeld unterstützt. Obwohl die Bevölkerung in den ersten wechselvollen Jahren mit dem Wiederaufbau beschäftigt war, fanden sich engagierte Männer, die sich neben diesen gewaltigen Problemen auch für sozialdemokratische Schwerpunkte in der Ratspolitik einsetzten. Die Anrather SPD-Vorsitzenden der „ersten Jahre“ hießen: Jakob Lüngers (1947 – 1951), Ludwig Leven (1952 – 1956), Josef Nellessen (1957 – 1959)
  • Januar 1946: Am 03.01.1946 fand die erste Gemeinderatssitzung statt, zu der die Militärregierung 18 Gemeindeverordnete ernannte. Zur Auswahl der Ratsmitglieder sagte der englische Kommandant anlässlich der ersten Kreistagssitzung am 02.12.1945: „…und zwar werden solche Personen ausgesucht, die in der Gemeinde angesehen sind und Personen, die alle politischen Meinungen vertreten und alle Berufe des Lebens darstellen.“ Zur ersten Gemeinderatssitzung nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ernannt: 6 Vertreter der CDU, 5 des Zentrums, 5 der SPD und 3 der KPD. Die SPD-Mitglieder der „ersten Stunde“ hießen: Jakob Lüngers, Franz Koppers, Mathilde Konz, Johann Eckelboom, Agnes Jansen
  • Februar 1946: Im Februar 1946 wurden Herr Dortans zum stellvertretenden Bürgermeister und Herr Corsten zum Gemeindedirektor gewählt, von der Militärregierung aber nicht bestätigt. Bei den erforderlichen Neuwahlen wurden Jakob Lüngers zum stellvertretenden Bürgermeister und Herr Franz Teschen zum Gemeindedirektor gewählt.
  • 1946: In diesem Jahr trafen viele Vertriebene aus den Ortsgebieten und Flüchtlinge in Anrath ein. Dadurch wurde die Wohnungsfrage neben der Beschaffung von Lebensmitteln und Heizmaterial zu einem der größten Probleme für die Bevölkerung und deren politischen Vertreter. Wie schwierig es war, in einer von konservativer Politik überlagerten Gemeinde sozialdemokratische Ziele zu verfolgen, zeigen die aufgrund der geringen Mitgliederzahl zur Verfügung stehenden Gelder. So überwies die Anrather SPD für das vierte Quartal im Jahre 1946 am 26.10.46 genau 30 Reichsmark an den Bezirk Krefeld, wovon sie 3 Reichsmark für die eigene Parteiarbeit in ihrem „Dorf“ verwenden durfte.
  • September 1946: Wahl des ersten Gemeinderates. Von den 15 zu vergebenden Sitzen entfielen 13 auf die CDU, einer auf das Zentrum und einer auf die SPD. Der Fabrikant Willi Krebs wurde zum ersten Bürgermeister gewählt.
  • 17. Oktober 1948: Neuwahl des Gemeinderates. In den Gemeinderat wurden gewählt: 6 CDU-Vertreter, 5 Zentrums-Vertreter und 4 SPD-Vertreter. Willi Krebs wurde einstimmig wiedergewählt. Jakob Lüngers (SPD) wurde zunächst zweiter, später dann erster stellvertretender Bürgermeister.
  • April 1948: Der Omnibusverkehr zwischen Anrath und Krefeld wurde aufgenommen. Im gleichen Monat wurde eine evangelische Volksschule eingerichtet. Erforderlich wurde sie durch die vielen Flüchtlinge mit überwiegend protestantischer Religion, die nach 1945 in Anrath eintrafen und sich hier niederließen. Anfangs wurden die evangelischen Kinder in einem Raum in der alten Mädchenschule an der Neersener Straße unterrichtet. Doch erst 1957, nachdem die Raumsituation aufgrund weiterer gestiegenen Schülerzahlen fast untragbar geworden war, beschloss der Gemeinderat, an der Lorenz-Schmitz-Straße eine neue evangelische Schule bauen zu lassen. 1968 wurde diese dann in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt. Auch an der katholischen Volksschule wurden die Raumprobleme immer größer und so wurde am 12.04.1951 der Grundstein für die „Johannesschule“ auf „Hissen Benden“, heute Johannesstraße, gelegt. Im darauffolgenden Jahr konnte der Unterricht am 16.09.1952 aufgenommen werden.
  • Oktober 1948: Wahl zum nordrheinwestfälischen Landtag. Die Wahlbeteiligung in Anrath lag bei 63 %. CDU: 731 Stimmen, SPD: 542 Stimmen, KPD: 177 Stimmen, FDP: 35 Stimmen, Zentrum: 667 Stimmen.
  • August 1949: Bundestagswahlen in Westdeutschland. Die Wahlbeteiligung lag in Anrath bei 78,6 %. CDU: 1062 Stimmen, SPD 764 Stimmen, FDP: 122 Stimmen, KPD: 110 Stimmen, Zentrum: 940 Stimmen.
  • 1950: Anrath hatte 6500 Einwohner, davon waren 82 % röm.-kath., 16 % ev. und 2 % andersgläubig oder bekenntnisfrei. In den ersten Nachkriegsjahren war der Wohnungsbau eines der größten Probleme. Im Herbst 1949 und Mitte 1950 wurden von den Wohnungsbaugesellschaften die ersten Mehrfamilienhäuse an der Weber-, der Meisfeld- und Kleinkollenburgstraße erstellt. lm Zusammenhang mit dem Wiederaufbau und der notwendigen Berufstätigkeit von alleinstehenden Müttern ergab sich das Problem mit der Unterbringung der Kinder. So richteten die „Schwestern“ des örtlichen Kindergartens im Herbst 1949 auf verwaltungsseitige Veranlassung hin eine Kindertagesstätte im Anschluss an den Kindergarten ein. Dort konnten bis zu 35 Kinder von alleinstehenden Frauen in der Zeit von 7.30 Uhr bis 18.00 Uhr betreut und beköstigt werden. Aber auch die Förderung des rheinischen Brauchtums lag den damaligen Gemeinderatsmitgliedern am Herzen und so beschloss man in der Sitzung am 31.01.1950, der Karnevalsgesellschaft „Schöttspul 1938 Anrath“ ihrem Antrag zufolge zur Durchführung des Rosenmontagszuges eine gemeindliche Beihilfe von DM 500,- zu gewähren.“ (Zitat aus dem Gemeinderats-Protokoll vom 31.01.1950) Amüsant wirkt allerdings dann die nächste Protokollnotiz, in der „die Lustbarkeitssteuer für die im laufenden Monat abgehaltenen 8 karnevalistischen Sitzungen auf einen Pauschalsatz von DM 60 – je Sitzung, gleich DM 430.-, festgesetzt werden.“ Probleme, die die Bürger heute (1997) beschäftigen, wie z. B. eine attraktive Gestaltung des Kirchplatzes oder eine Verbesserung des öffentl. Nahverkehrs, waren schon damals Grund genug, sich damit im Gemeinderat auseinanderzusetzen. So teilte die Verwaltung in der Ratssitzung am 28.04.1950 mit, dass „Verhandlungen betreffend Errichtung einer Wartehalle für die Fahrgäste der Omnibusse auf dem Grundstück Genings, Kirchplatz,“ stattgefunden haben. Dies ist im übrigen bis zum heutigen Tag nicht umgesetzt worden, obwohl diese Forderung heute genauso wie damals gilt. In der gleichen Sitzung „führte der Gemeindevertreter J. Lüngers (SPD) Klagen über mangelnde Aussicht bei den sporttreibenden Jugendlichen in der Turnhalle an“. Aufgrund der positiven Gewerbepolitik und des Verkaufs der Sparkasse (Beschluss des Gemeinderates vom 15.06.1951) erwirtschaftete die Gemeinde Anrath Anfang der fünfziger Jahre einen Haushaltsüberschuss. So konnte die Volksschule an der Johannesstraße gebaut und 1952 bezogen werden.
  • November 1952: Nach den Kommunalwahlen vom 09.11.1952 sah die Sitzverteilung im Gemeinderat wie folgt aus: CDU: 6 Sitze, SPD: 5 Sitze, Zentrum: 5 Sitze, FDP: 2 Sitze. Insgesamt also 18 Ratsmitglieder. Nach diesen Kommunalwahlen wurde Jakob Lüngers (SPD), wie schon zuvor 1951, erneut zum stv. Bürgermeister gewählt.
  • Februar 1955: Im Februar 1955 schied Ratsmitglied Peter Dehan, der für die SPD seit vielen Jahren im Gemeinderat saß, aus seinem Amt. Sein Nachfolger wurde der Zahnarzt Heinz Kampschulte.
  • Oktober 1956: Die Ergebnisse der Gemeinderatswahl vom 29.10.1956: CDU: 10 Sitze, SPD: 4 Sitze, Zentrum: 4 Sitze. Erneut wurde Jakob Lüngers zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt.
  • Herbst 1957: Im Herbst 1957 begann die GWG (Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) des Landkreises Kempen- Krefeld mit dem Bau von 12 Häusern für 24 Wohnungen an der Seidenstraße. Ab der Mitte der fünfziger Jahre wurde der Bau von Straßenkanälen zu einem der wichtigsten und dominierenden Vorhaben. Eigens für diesen Zweck wurde vom Rat eine Kanalkommission gegründet, die u. a. beschloss, 1959 die Lerchenfeldstr., den Josefplatz und die Kurze Straße (später Heribertstr.), 1961 die Hüttenfeld-, Bach- und Gietherstr. an das öffentliche Kanalnetz anzuschließen.
  • April 1958: Die Gemeinde Anrath kauft von der Nachbargemeinde Vorst Land im Bereich des Bahnhofs. Die damit übernommenen Bewohner trugen zu einem Anstieg der Einwohnerzahl auf 7063 bei. Wie bereits oben angedeutet, sind unsere heutigen (1997) kommunalpolitischen Probleme nicht neu. Vielleicht hätte der damalige Bürgermeister W. Krebs aber schon 1951 mit Hilfe einer Baumschutzsatzung, die leider bis heute nicht zustande gekommen ist,  Bäume in Anrath besser schützen können. So wies er in der Ratssitzung am 03. August 1951 „auf die erneut vorgekommene Beschädigung der angepflanzten Bäume auf der Jakob-Krebs-Straße hin und bittet um Mithilfe der Bürgerschaft, um der Baumfrevler habhaft zu werden.“
  • August 1958: In der Ratssitzung am 07.08.1958 teilte Jakob Lüngers mit, dass das Ratsmitglied Ludwig Leven nicht mehr der SPD-Fraktion angehört. Leven bestätigte dies und gab bekannt, dass er nunmehr als fraktionsloses Mitglied dem Gemeinderat angehören wird.
  • Frühjahr 1961: Nach der Kommunalwahl im Frühjahr 1961 wurde die SPD im Gemeinderat von folgenden Genossen vertreten: Jakob Lüngers, Otto Esch, Josef Nellessen, Jakob Wolters, Fritz Persè, Heinrich Bongartz, Karl-Heinz Mertens
  • Februar 1962: Im Februar 1962 wurde der Bau des Schwesternwohnheims neben dem „Lorenz-Schmitz-Hospital“ beschlossen.
  • 1964: Schon sechs Jahre vor der eigentlichen kommunalen Neugliederung wurde der Gemeinderat von entsprechenden Plänen des nordrheinwestfälischen Innenministeriums unterrichtet. Zwischendurch gab es aber auch immer wieder Versuche, das Image des „Dorfes“ Anrath aufzuwerten. So wurde in einer Sitzung des Gemeinderates der Bau einer Schwimmhalle gefordert. Zu diesem Zweck wurde eigens ein „Sonderausschuss Schwimmhalle“ gebildet, der entsprechend dem Parteienproporz besetzt wurde. Jakob Lüngers wird zum Ehrenbürger der Gemeinde Anrath ernannt.
  • Juli 1964: Wie schwierig die politische Arbeit der SPD aufgrund ihrer „dünnen Personaldecke“ war, belegt ein Brief der Anrather Genossen an den Bezirk Niederrhein vom 07. Juli 1964. Darin bitten sie um eine Ausnahmegenehmigung für vier neue Parteimitglieder, die weniger als ein Jahr Mitglied in der SPD sind, damit diese für den Gemeinderat kandidieren dürfen. Tatsächlich wurde diese Genehmigung dann am 16. Juli 1964 erteilt. Dass der Begriff „Dorf“ selbst 1964 noch nicht von der Hand zu weisen ist, belegt der Beschluss vom Januar 1965, in dem „auf Vorschlag der Verwaltung die Instandsetzung des Mertensweges, der in seinem jetzigen Zustand (1997) als Feldweg unpassierbar ist, genehmigt“ wird. Es wird eine neue Straße von 250 m Länge und einer Breit von 4 m projektiert.
  • Herbst 1965: Auch der Aus- bzw. Umbau des Kirmesplatzes war schon damals ein wichtiges Thema, mit dem sich der Rat mehrfach auseinandersetzte. So beschloss man, einen Vorentwurf zur Nutzung des Areals als Parkplatz in Auftrag zu geben.
  • Februar 1966: Am 26. Februar 1966 wurde Josef Nellessen in seinem Amt bestätigt, sein Vertreter wurde Werner Oerschkes, der später, von 1970 bis 1987, die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Willich leitete. Zum Kassierer wurde Hans Meyer und zum Schriftführer Manfred Fabianke gewählt. Otto Esch und Heinrich Bongarzt wurden Beisitzer.
  • März 1967: Im März 1967 war die kommunale Neugliederung erneut ein Thema für den Rat. Dabei wurde den Ratsmitgliedern mitgeteilt, dass das Düsseldorfer Innenministerium beabsichtigt, Anrath mit den Orten Neersen, Schiefbahn, Willich, Osterath und Lank-Latum zu einer Großgemeinde zu „verschmelzen“. Dieser Vorschlag wie auch eine „abgespeckte“ Zusammenfassung mit Schiefbahn, Willich und Neersen wurde abgelehnt, stattdessen planten die Ratsmitglieder, vorrangig Gespräche mit Neersen und Vorst zu führen.
  • Januar 1968: Am 24.01.1968 kam es zu einem historischen Beschluss, der allerdings nicht umgesetzt wurde: „ln Anlehnung an den….schliesst sich die Gemeinde Anrath auf freiwilliger Basis mit der Nachbargemeinde Neersen zu einer neuen Gemeinde zusammen. Die Gemeinde erhält den Namen Anrath-Neersen. Zu diesem Zweck wird ein Gebietsänderungsvertrag geschlossen.“ Dieser Beschluss wurde mit 16 Ja-Stimmen und einer Gegenstimme (Werner Oerschkes, SPD) im Gemeinderat gefasst.
  • 16. Februar 1968: Ein Teil der Anrather SPD-Vorstandsmitglieder wurde bestätigt, bzw. neu gewählt. Kassierer wurde jetzt W. Riedler, zu Beisitzern wurden G. Stenhorst und der Genosse Sontowski gewählt. Wie erbittert die „Kämpfe“ für oder gegen die Neuordnung verliefen, belegt ein Zeitungsbericht der WZ vom 20.12.1969. Darin wird der … [Abschnitt fehlt]

Alt-Gemeinde Neersen 1945 – 1968

von Volker Hufschmidt

  • Bereits in den ersten Tagen des März 1945 erreichten amerikanische Panzereinheiten das Gebiet des Kreises Kempen-Krefeld. In diesen Tagen wird auch Neersen besetzt. Doch erst mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 war der Krieg offiziell beendet und es konnte erst ab diesem Zeitpunkt die Entwicklung zu einem demokratischen Gemeinwesen beginnen. Dies war auch in Neersen nicht die so oft beschworene „Stunde Null“, mussten doch vorerst noch Teile der bisherigen Verwaltung funktionsfähig bleiben, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Und teilweise zumindest waren noch Personen tätig, die auch während der nationalsozialistischen Zeit in der Gemeindeverwaltung gearbeitet hatten. Gemäß einer Vereinbarung zwischen den Siegermächten USA und England räumten die Amerikaner das Kreisgebiet und England wurde zur verantwortlichen Besatzungsmacht. Ziel der englischen Militärbehörden war, ein „wahrhaft demokratisches Regierungssystem“ nach dem Vorbild der großen Demokratien England und USA zu installieren. „Die Deutschen sollten im demokratischen Sinne erzogen werden.“ Der englische Kommandant, Oberstleutnant C.R. Greville-Acworth ernannte 9 Verwaltungsbeiräte für die Gemeinde Neersen, die am 26.8.1945 zu ihrer 1. Sitzung zusammentraten. Als einziger Sozialdemokrat war Josef Brooren ernannt worden. Neben der Räumung von 6 Häusern, die für die Einquartierung englischer Soldaten benötigt wurden, befasste sich der Verwaltungsbeirat bereits mit der schwierigen Versorgungslage bei Kartoffeln, Gemüse und vor allem Heizmaterial. Auch in den folgenden Sitzungen waren immer wieder die Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung Gegenstand der Verhandlungen. Aber auch andere Probleme mussten gelöst werden. So wurde in der Ratssitzung vom 26. Oktober 1945 die Abholzung von 65 Pappeln auf dem Gemeindegebiet beschlossen, um für die Bevölkerung ca. 500 Paar Holzschuhe herstellen lassen zu können.
  • Oktober 1945: In der Gastwirtschaft Kronen, Krefelder Straße 109 (heute Hauptstraße) treffen sich auf Initiative von Josef Brooren ca. 10 Neersener Bürger und gründen den SPD Ortsverein Neersen. Als Referenten für diesen Abend hatte man den Partei- und Gewerkschaftssekretär Josef Hellenbrock aus Krefeld gewinnen können. Die Wahl des ersten Vorstandes brachte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender: Josef Brooren, Schriftführer: Paul Teichmann, Kassierer: Hermann Brangs. Zu den 10 Gründungsmitgliedern gehörte auch das spätere Ratsmitglied Paul Steinbrecher. In der folgenden Zeit wurde monatlich eine Mitgliederversammlung abgehalten, zu der jeweils ein Referent von der Bezirksleitung angefordert wurde. In diesen Referaten wurden alle kommunalen und landespolitischen Themen behandelt, sodass sich die Parteimitglieder nach den Jahren des Verbots wieder an den politischen Diskussionen und Entscheidungen sachkundig beteiligen konnten. Josef Brooren war bereits im August 1945 von den Militärbehörden in den 9-köpfigen Verwaltungsbeirat für die Gemeinde Neersen berufen worden.
  • 18. Januar 1946: Einführung der 18 neuen Gemeindevertreter, die von den englischen Militärbehörden entsprechend den Ergebnissen der Gemeindewahl von 1929 eingesetzt wurden. Die Einführung in der Wirtschaft Gartz, Hauptstraße 28, fand im Beisein von Kommandant Acworth, dem Oberkreisdirektor Feinendegen und dem Kreispressechef Schwerdtfeger statt. Als Bürgermeister wurde von der Militärregierung Josef Schages (CDU) ernannt. Von der Gemeindevertretung wurde der bisherige Bürgermeister Paul Hermanns einstimmig zum Gemeindedirektor gewählt. In der Gemeindevertretung ist die SPD mit Josef Brooren und Paul Teichmann vertreten. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gemeindevertretung 18 Mitglieder. Im Vordergrund der Parteiarbeit stand die Werbung neuer Mitglieder und die Information der Mitglieder über die politische Entwicklung. Um die Kosten für die monatlichen Referate zu verringern, wurde mit den SPD-Ortsvereinen Anrath, Schiefbahn und Willich vereinbart, die Versammlungsorte monatlich zu wechseln. Für die Mitglieder war der Besuch dieser Versammlungen sehr zeitaufwendig, da es weder öffentliche Verkehrsmittel gab, noch Fahrräder zur Verfügung standen, von PKW ganz zu schweigen. Mit jeder weiteren Sitzung der Gemeindevertreter entwickelte sich ein bisschen mehr Normalität. So wird am 12.02.1946 eine Gemeindeordnung und eine Geschäftsordnung der Gemeindevertretung erlassen. Aber immer wieder beherrschen die Fragen nach einer ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln und Heizmaterial die Sitzungen. Zusätzlich entsteht durch die Flüchtlinge aus den Ostgebieten ein großer Bedarf an Wohnraum. Für die Unterbringung der vielen neuen Mitbürger mussten zeitweise Säle in Wirtshäusern und Schulen beschlagnahmt werden. Mit viel Engagement und in kleinen Schritten wird auch durch Zuverfügungstellung von Bauland Abhilfe geschaffen. Aber auch die Beseitigung von Panzergräben und ähnlichen Kriegsbauten wird in die Wege geleitet. Auf Antrag der SPD-Fraktion wird beschlossen, die Eiche an der Neustraße, das frühere Symbol der NSDAP, zu beseitigen.
  • 19. Juli 1946: Der SPD-Ortsverein erhebt zusammen mit der KPD Einspruch bei der Militärregierung in Kempen gegen die Ernennung des Gemeindedirektors Hermanns zum Wahlleiter für die geplante Wahl am 15.09.1946. Sie begründet diesen Einspruch mit in 10 Punkten detailliert dargestellten Verhaltensweisen Hermanns während der Nazi-Zeit. In der 1. demokratischen Kommunalwahl nach dem Kriege am 15.09.1946 – nach dem Mehrheitswahlrecht – wurde nur 1 SPD-Vertreter, Ernst Schneider, in den Gemeinderat gewählt. Er hatte in dem 15-köpfigen Gemeinderat natürlich einen sehr schweren Stand. Aber immer wieder setzte er sich für die Benachteiligten und die sozial Schwächeren ein. Da das Mehrheitswahlrecht insgesamt im ganzen Land zu unbefriedigenden Situationen in den Kommunen geführt hatte, wurden am 17.10.1946 Neuwahlen nach dem Verhältniswahlrecht durchgeführt. Im neuen 10-köpfigen Gemeinderat konnte die SPD 3 Sitze erringen, die mit Hermann Brangs (stellvertretender Bürgermeister), Ernst Schneider und Matthias Wirtz besetzt wurden. Die Mitgliederzahl der Partei war auf 30 gestiegen.
  • 13. Februar 1947: Die Militärregierung fordert aufgrund des Entnazifizierungsgesetzes die Entlassung des Gemeindedirektors. Bis zum Abschluss des Berufungsverfahrens, das Herr Hermanns eingeleitet hat, übernimmt der Gemeindedirektor Teschen aus Anrath in Personalunion die Leitung der Gemeindeverwaltung.
  • 5. September 1947: Die vom Oberkreisdirektor angekündigte Zuweisung einer größeren Anzahl neuer Flüchtlinge lösten wegen des fehlenden Wohnraumes und der katastrophalen Versorgungslage große Sorge aus. Die Gemeinde ist von ca. 2.800 Einwohnern vor dem Kriege durch Flüchtlinge und Evakuierte auf ca. 3.800 gewachsen.
  • 20. Juni 1948: Währungsreform: Alle Bewohner erhalten ein einheitliches Kopfgeld von DM 40.-. Spar- und Bankguthaben wurden auf 6,5 % abgewertet, die Verbindlichkeiten auf 10 %. Wer Immobilien oder Sachwerte hatte, konnte sich sofort an den „Markt“ begeben.
  • 20. Dezember 1948: Der Antrag der SPD-Ortsgruppe Neersen auf Förderung des Arbeiterwohnbaus wird einstimmig angenommen. Die Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr ist durch die Kriegsfolgen stark eingeschränkt. Die Gemeindevertretung beschließt eine Ergänzung des Gerätebestandes. Aber auch kleinere Entscheidungen werden getroffen: „Der Jakob Pannen, dessen Fahrrad 1945 einige Zeit für politische Zwecke in Anspruch genommen worden ist, soll nachträglich eine Entschädigung von DM 20.- erhalten.“
  • 1. Februar 1949: Der Gemeinderat beschließt, grundsätzlich Baugelände für Interessenten zur Verfügung zu stellen und darüber hinaus den Bauherren Holz für die Verschalung einschließlich der Balken aus den Gemeindebeständen zu geben. Vertragsabschluss mit einer Baumschule, der das Recht zur Ernte der aus den Baumstubben an der Triet wachsenden Pappelruten. Für jede „brauchbare“ Rute erhält die Gemeinde vier Pfennig.
  • 6. Dezember 1949: Die SPD fordert zur Belebung des Kleinwohnungsbaues die Freigabe weiteren Baugeländes und die Bereitstellung finanzieller Hilfe. Die Gemeindevertretung entscheidet, Interessenten geeignetes Baugelände zur Verfügung zu stellen und mit Rat und Tat den Bauherren beizustehen. Dass auch andere Themen behandelt wurden, berichtet die „Rheinische Post“ vom 8. April 1950: „Die Sitzung fand ein heiteres Ende, als ein Gemeinderatsmitglied erklärte, die neuen Fünfmarknoten mit dem Bild der halbnackten Europa seien dem Kampf gegen Schmutz und Schund nicht gerade dienlich. Es hätte sich wohl auch eine andere Darstellung der ’schönen Europa‘ finden lassen.“
  • 17. Februar 1950: In der Katholischen Volksschule Neersen werden 491 Kinder in 6 Klassenzimmern unterrichtet. Die Evangelische Kirchengemeinde Gladbach stellt den Antrag, für die 91 evangelischen Kinder eine evangelische Schule einzurichten. Unterstützt wird dieser Antrag durch die Interessenvereinigung der Ostvertriebenen. Der Rat heißt den Antrag gut. Bereits am 24.04.1950 wird eine Evangelische Volksschule mit 2 Klassen eingerichtet. Des Weiteren tauchen erste Forderungen nach Umgemeindungen einzelner Ortsteile auf.
  • 5. März 1951: Die Gemeindevertretung lehnt die Aus- bzw. Umgemeindung von Vennheide, Clörath und Hagwinkel ab.
  • 1. Oktober 1951: Für die inzwischen auf ca. 600 Mitglieder angewachsene evangelische Gemeinde wird eine kleine Kirche an der Hauptstraße, gegenüber dem Schloss eingeweiht.
  • 9. November 1952: Bei der Kommunalwahl gewann die SPD 5 Sitze (von 18): Alois Bechtold, Hermann Brangs (stv. Bürgermeister), Heinrich Oelen, Ernst Schneider, Helmut Weis.
  • 21. Januar 1954: Der Gemeinderat beschließt aufgrund der katastrophalen Raumverhältnisse den Neubau einer Schule an der Pappelallee. Die Fertigstellung erfolgt am 21.04.1966. In Neersen hatten inzwischen einige Industriebetriebe, vor allem im Bereich Textil, ihre Produktion aufgenommen bzw. erweitert und es hatten sich neue Betriebe angesiedelt. Ein Blick in den großen Nähsaal der Firma Paul Vander am Rothweg vermittelt einen Eindruck. 1958 wurden bei der Firma Vander ca. 350 Mitarbeiter beschäftigt. Inzwischen war ein weiteres Problem deutlich geworden: Die Verkehrsgefährdung, vor allem auf der Hauptstraße im Ortskern. Die stürmische Wirtschaftsentwicklung zog eine dramatische Zunahme des Verkehrs nach sich. Zahlreiche Unfälle im Ort, z. T. mit tödlichen Folgen, führen zu einer Beunruhigung in der Bevölkerung. Es wird eine Umgehungsstraße für die B 57 gefordert. Ab 1955 nimmt die Diskussion über eine kommunale Neugliederung zu. Es werden verschiedenste Modelle ins Gespräch gebracht. Von einer kleinen Lösung (Anrath / Neersen) bis zu einer großflächigen (Anrath / Neersen / Schiefbahn / Willich / Osterath / Lank).
  • 28. Oktober 1956: Die SPD gewinnt bei der Kommunalwahl 6 Sitze (von 18): Alois Bechtold, Hermann Brangs (stv. Bürgermeister), Heinrich Kummer, Heinrich Oelen, Ernst Schneider, Helmut Weis. Bis zum Jahr 1960 sind in Neersen ca. 150 Einfamilienhäuse neu gebaut worden.
  • 1960: Paul Steinbrecher und Ernst Schneider werden von der Bundespartei für ihre 50-jährige Mitgliedschaft geehrt.
  • 19. März 1961: Kommunalwahl: Die SPD gewinnt 5 Sitze (von 18): Alois Bechtold, Hermann Brangs, Roland Lippert, Heinrich Oelen, Paul Steinbrecher. Wegen der unhaltbaren Verkehrsverhältnisse in Neersen schreibt die SPD-Neersen an den Ministerpräsidenten des Landes NRW und fordert den unverzüglichen Bau der Umgehungsstraße.
  • 20. Juni 1962: In der Ratssitzung monierte Hermann Brangs (SPD) den Flugzeuglärm durch den Flughafen Mönchengladbach. Er weist darauf hin, dass die Bevölkerung durch den Straßenverkehr bereits genug belastet sei. Auf seinen Vorschlag stellt der Rat den Antrag auf Erweiterung des Flugsperrgebietes.
  • 27. Septmeber 1964: Bei der Kommunalwahl gewinnt die SPD 6 Sitze (von 19): Alois Bechtold, Hermann Brangs (stv. Bürgermeister), Franz Esser, Hans-Hermann Lütje, Heinrich Oelen, Viktor Schick. Anfang 1966 beginnt der Bau der Umgehungsstraße B 57 (heute A 44).
  • 2. August 1966: Helmut Weis rückt für Viktor Schick in den Gemeinderat nach.
  • 24. Januar 1968: Die Gemeinden Anrath und Neersen schließen einen Gebietsänderungsvertrag, der jedoch nicht realisiert werden kann, da mittlerweile die von der Landesregierung forcierte kommunale Neugliederung weitergehende Zusammenschlüsse fordert.
  • 31. Januar 1968: Johann Schmitz rückt für Franz Esser in den Gemeinderat nach.
  • 17. Oktober 1968: Hermann Brangs wird vom Gemeinderat für seine 20-jährige Arbeit in diesem Gremium geehrt. Mit Ausnahme von 2 Jahren (1961 – 1963) war er zudem stv. Bürgermeister. Sein Einsatz und seine sachbezogene Arbeit brachten ihm weit über die Parteigrenzen hinaus die Achtung seiner Mitbürger. Nach seinem Tod ehrt ihn die Gemeinde durch die Namensgebung einer Straße. Auch nach Josef Brooren, dem Initiator der Neugründung des SPD-Ortsvereins und erstem Vorsitzenden der SPD, wurde diese Ehre zuteil.

Alt-Gemeinde Schiefbahn 1945 – 1970

von Bernd-Dieter Röhrscheid

  • Nach der Besetzung Schiefbahns am 2. März 1945 übernahmen die Amerikaner die Herrschaft und setzten eine Militärverwaltung ein, die am 27. April 1945 von den Briten durch eine Militärregierung abgelöst wurde. Der Kommunist Willi Töller wird durch die Militärregierung in das vorläufige Bürgermeisteramt übernommen und mit der Bearbeitung politischer Fälle im Rahmen eines Polizeibüros beauftragt. Ein Beratungsausschuss wird gebildet, dem neben 3 Vertretern der früheren Zentrums-Fraktion, 2 Mitgliedern der früheren KPD, 1 Vertreter des Handwerks und 3 Vertretern der Bauernschaft auch 2 Sozialdemokraten (nicht klar, wer die SPD vertrat) angehörten. Am 27.07.1945 beruft der von den Briten eingesetzte Bürgermeister Kiwitz diesen Beirat ein und bespricht mit ihm vorwiegend personelle Fragen. Durch Verfügung des Landrates vom 30.07.1945 wird der „Beirat“ auf sieben Mitglieder reduziert.
  • 15. August 1945: Die britischen Besatzungsbehörden berufen die erste Sitzung der Gemeindebeiräte, als Vorläufer der späteren Gemeinderäte ein. Unter den sieben Mitgliedern befindet sich als einziger Sozialdemokrat Arnold Leenen. Neben Leenen wurden noch Jakob Meyer (Christliche Gewerkschaften), Karl Lingen (Gewerbetreibender), Klaus Lux (Bauer), Heinrich Lauer (Vertreter der Industrie), Johannes Spaetgens (Zentrum) und Willi Töller (KPD) berufen. Diese vorläufigen Gemeindebeiräte sollten den Bürgermeister bei seiner Arbeit unterstützen.
  • 15. September 1945: Die britische Militärregierung gestattet die Gründung von politischen Parteien.
  • 20. September 1945: Bürgemıeister Kiwitz benennt dem Landrat 61 Personen, darunter 6 Personen, die Mitglied in der NSDAP waren. In dieser Liste wurden diese Personen aber mit Bleistift gestrichen. Für die SPD benennt der Bürgermeister: Wilhelm Dusend, Jakob Helten, Arnold Leenen, Johann Leenen und Hubert Schwengers.
  • 9. November 1945: Der Gemeinderat tagt erneut. Vorrangiges Thema ist die Not der Bevölkerung. Über den Stand der Kohlen- und Kartoffelversorgung wird berichtet und diskutiert.
  • 30. November 1945: Für den Kreistag des Kreises Kempen-Krefeld sind 40-50 Personen als Vorschläge zu benennen. Die SPD schlägt Wilhelm Dusend, Jakob Helten, Arnold Leenen, Johann Leenen und Hubert Schwengers vor. Allerdings wird kein Sozialdemokrat durch den Bürgermeister vorgeschlagen. Letztlich wählt der Landrat den Kommunisten Willi Töller aus und setzt ihn auch vorläufig in dieses Mandat ein.
  • 4. Dezember 1945: Aufgrund einer Verfügung des Kempener Landrates vom 3. Dezember 1945 wurde die Bildung einer vorläufigen Gemeindevertretung eingeleitet. Innerhalb dieser Frist von 24 Stunden mussten der Militärregierung insgesamt 55 Schiefbahner Bürger benannt werden, für die als Kandidaten der neuen Vertretung je zwei Fragebogen auszufüllen und vorzulegen waren. Das Wahlergebnis der letzten demokratischen Gemeinderatswahlen zugrundelegend konnten das Zentrum und die neu gegründete CDU 33 Kandidaten nominieren, die SPD 10 und die KPD 12. Um die Namen festzulegen, lud der Bürgermeister Kiwitz zu einer Sitzung der Beiräte am 4. Dezember in sein Dienstzimmer ein. Arnold Leenen als Vertreter der SPD schlug drei Frauen und sieben Männer vor: Arnold Leenen, Christine Keller, Hubert Schwengers, Johann Gütges, Jakob Leenen, Elise Hauser, Bernhardt Morgenbrodt, Emilie Fronhoffs, Josef Klein und Wilhelm Dusend. Dabei wollten die Sozialdemokraten ihre Kandidaten in dieser Reihenfolge bei der Auswahl berücksichtigt sehen. Am 6. Dezember 1945 wurde diese Kandidatenliste eingereicht. Mit Jacob Meyer und Johann Leenen sind dies wohl die Genossinnen und Genossen der ersten Stunde.
  • 6. oder 21. Januar 1946: Die SPD-Schiefbahn wird neu gegründet. Zwar gibt es keine offizielle Quelle, die einen dieser beiden Termine bestätigen würde, aber die Parteibücher der ersten Mitglieder sind auf den 6. bzw. 26. Januar 1946 datiert.
  • 7. Januar 1946: Der von der britischen Militärregierung eingesetzte Schiefbahner Bürgermeister Kiwitz muss sich am 7. Januar 1946 beim britischen Militärkommandanten einfinden. Der britische Offizier wählt aus dem Gesamtvorschlag 12 Vertreter der CDU, 5 Vertreter der SPD und 3 Vertreter der KPD aus. Sie werden in die neue Gemeindevertretung berufen. Für die SPD wählt er die fünf zuerst genannten Vorschläge aus: Arnold Leenen, Christine Keller, Johann Gütges, Hubert Schwengers und Jakob Leenen. Am 14. Januar 1946 trifft sich die neu gebildete Gemeindevertretung im Haus Schulstraße 15. Als Vertreter der Militärregierung führte Major P. A. Grier in Vertretung des Kommandanten die Gemeindevertreter in ihr Amt ein und machte sie mit den ihnen zufallenden Aufgaben bekannt. Die Ernennung eines Bürgermeisters war noch zurückgestellt worden. Der bisherige Bürgermeister Franz Kiwitz wurde jedoch zum Gemeindedirektor ernannt. Die Briten führten damit in Schiefbahn, wie auch in ihrer gesamten Besatzungszone, die Doppelspitze in die Gemeindeverfassung ein, die noch bis heute (1997) Gültigkeit hat und erst mit der nächsten Kommunalwahl 1999 abgeschafft wird. Neben dem ehrenamtlichen Bürgermeister an der Spitze des Rates leitet ein hauptamtlicher Gemeinde- oder Stadtdirektor die Geschäfte der Verwaltung.
  • 6. Februar 1946: Mit Schreiben vom 6. Februar 194 teilt die Militärregierung der Gemeinde mit, dass der Militärkommandant Johannes Spaetgens (CDU) zum Bürgermeister und Jakob Meyer (CDU) zum stv. Bürgermeister ernannt habe.
  • 11. Februar 1946: In der Sitzung der Gemeindevertretung protestiert die SPD-Fraktion gemeinsam mit den Kommunisten mit einer Erklärung, die zu Protokoll genommen wurde: „Zur Amtseinführung des Bürgermeister Spaetgens hat die sozialistische Fraktion folgendes zu erklären: 1. Es ist uns unverständlich, wieso es zur Ernennung eines Bürgermeisters gekommen ist, der doch nach demokratischen Grundregeln erst einmal gewählt und dann von der Militärregierung bestätigt wird. 2. Der Bürgermeister Spaetgens erklärte in der vorigen Sitzung, dass er von der Kandidatur als Bürgermeister zurücktritt und lässt sich jetzt als Bürgermeister einführen. 3. Da der Bürgermeister Spaetgens nun doch in sein Amt tritt und wir nach dem Verlauf der letzten Sitzung seine Rücktrittserklärung zur Kenntnis nahmen, stehen wir nun vor veränderten Tatsachen. 4. Nach demokratischen Regeln ist es in Ordnung, dass die stärkste Fraktion den Bürgermeister stellt, jedoch auch die zweitstärkste Fraktion den Stellvertreter. Da diese Regeln jedoch von der C.D.U. nicht beachtet werden, und man dort auf dem Standort steht: ‚Dann wird die Linke überstimmt‘, so sehen wir darin eine Vergewaltigung eines großen Kreises der Bürgerschaft. Aus allen diesen Gründen, sehen wir uns veranlaßt, gegen die Ernennung des Bürgermeisters Spaetgens zu protestieren. Wir sind jedoch gerne bereit in demokratischer Gesinnung mit jedem und besonders mit der C.D.U. zusammen zu arbeiten zum Wohle der Gemeinde.“ Interessant ist, dass die Schiefbahner SPD politisch gemeinsam mit der KPD zusammenarbeitet und eine gemeinsame „sozialistische Fraktion“ bildet. Damit setzt sie die gemeinsame politische Arbeit aus der Zeit der Weimarer Republik und der des Nationalsozialismus fort. In der sich konstituierenden Bundes-SPD setzte sich immer mehr die Abgrenzung der SPD zur KPD durch. Die Militärregierung antwortete am 6. März 1946 in einem Schreiben an die Mitglieder der Gemeindevertretung kompromisslos: „Der Bürgermeister wird von der Militärregierung bestimmt und nicht einer Wahl durch die Gemeindevertretung unterworfen. Bürgermeister Spaetgens wurde vom Hauptquartier für den Posten des Bürgermeisters ausgesucht und es ist ordnungswidrig, daß diese Ernennung von irgendeiner politischen Partei diskutiert wird. Sie werden deshalb den Hinweis auf die Erklärung der Linken und auf jede Streitfrage hinsichtlich der Wahl des Bürgermeisters aus dem Protokoll zu streichen haben. Außerdem ist die Feststellung der Linksparteien, daß in einer Demokratie der Stellvertreter des Bürgermeisters von der zweitstärksten Partei genommen wird, völlig irrig. In einer Demokratie pflegt nach einer Wahl der Bürgermeister, der stellvertretende Bürgermeister sowie der Vorsitzende aller Komitees aus der mächtigsten Partei zu kommen, die nämlich genügend Stimmen hat, um die Wahl ihrer Kandidaten durchzusetzen und diejenige irgendwelcher anderer zu verhindern. Außerdem zweifle ich ein wenig daran, daß die Linksparteien in Schiefbahn eine große Anhängerschaft in der Gemeinde haben und daß sie jetzt in der Gemeindevertretung besser vertreten sind als sie es jemals in der der Zukunft sein werden, wenn erst Wahlen stattgefunden haben. Die CDU ist völlig im Recht, wenn sie den Standpunkt vertritt, ‚Wir überstimmen die Linksparteien‘, wie auch wenig Zweifel darüber besteht, daß die CDU bei weitem den größten Teil der Gemeinde vertritt. Sie wollen sicherstellen, daß dieser Brief bei der nächsten öffentlichen Sitzung der Gemeindevertretung verlesen wird. C. R. G. A c w o r t h, Lt. Col. Militärkommandant. In der vorher genannten Sitzung der Gemeindevertretung wird Arnold Leenen zum Vorsitzenden des Entnazifizierungsausschusses gewählt. Die Aufgaben dieses Ausschusses übernahm aber noch im Jahre 1946 der Kreistag. In den folgenden Sitzungen der Gemeindevertretung wird immer wieder über die Not der Bevölkerung berichtet und diskutiert. Es fehlt an Wohnungen, an Lebensmitteln und Brennmaterial. Vor allem Pappelholz aus Gemeindebesitz solle den etwa 600 Haushaltungen zur Verfügung gestellt werden.
  • 2. Juni 1946:  Die erste größere öffentliche Veranstaltung der SPD in Schiefbahn findet statt. Der frühere Reichstagsabgeordnete Thabor aus Krefeld hielt ein Referat. Dies berichtet der Bürgermeister in seinen monatlichen Berichten an die Militärregierung.
  • 19. August 1946: Der Bürgermeister meldet der Militärregierung, dass die Schiefbahner SPD 29 eingetragene Mitglieder habe. Vorsitzender sei Arnold Leenen. Zur gleichen Zeit hatte die CDU 150 und die KPD 20 Mitglieder.
  • 31. August 1946: Die SPD Schiefbahn schlägt folgende Kandidaten für die bevorstehende Kommunalwahl vor: August Bützer, Wilhelm Busch, Wilhelm Dusend, Jakob Franken, Elise Hauser, Jacob Helten, Christine Keller, Arnold Leenen, Jacob Leenen, Franz Pohl, Hubert Schwengers, Andreas Stumpen, Hans Stutz, Leo Toriedt und Otto Zimmermann.
  • 15. September 1946: Die ersten Gemeinderatswahlen nach dem Kriege werden nach dem Mehrheitswahlrecht durchgeführt. Aus diesem Grunde fielen der SPD lediglich 2 der 15 Gemeinderatssitze zu. Die CDU erreichte 13. Wilhelm Busch und Wilhelm Dusend zogen für die SPD über die Reserveliste in den Gemeinderat ein. Bürgermeister blieb Spaetgens (CDU). In den Ausschüssen der Gemeinde arbeiteten für die SPD neben Busch und Dusend noch Arnold Leenen und Christine Keller (beide Wohlfahrtsausschuss), Hubert Schwengers (Wegebau- und Friedhofskommission), August Bützer (Kulturausschuss) mit.
  • 2. Oktober 1946: Die Rheinische Post meldet: „(Zitat) 260 Vertriebene hat die Gemeinde Schiefbahn seit einem viertel Jahr aufgenommen, die meisten von ihnen besitzen nichts außer der abgerissenen Kleidung, die sie auf ihrem Leib tragen. Sie hausen in vier Sälen, und auch nach sorgfältiger Prüfung des Wohnraumes besteht keine Möglichkeit, sie woanders unterzubringen: Schiefbahn ist industriell geprägt, die Kleinwohnungen der Arbeiter und Angestellten werden bis auf den letzten Quadratmeter genutzt.“
  • 13. Oktober 1946: Bei den Wahlen zum Kreistag des Kreises Kempen-Krefeld erreichen die beiden Schiefbahner SPD- Kandidaten Arnold Leenen und August Bützer nicht genügend Stimmen.
  • Dezember 1946: Wilhelm Dusend tritt aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt als Gemeinderat zurück. Die SPD schlägt Johann Leenen, Heinrich Rippen und Heinrich Meyer als Nachfolger vor. Der Gemeinderat wählt Johann Leenen.
  • 20. April 1947: Bei 74 % Wahlbeteiligung erreicht die SPD bei den Landtagswahlen in Schiefbahn 864 von 2408 gültigen Stimmen. Im Wahlkreis Kempen-Ost siegen die Kandidaten der CDU deutlich vor den SPD-Kandidaten.
  • 31. Oktober 1947: Der Schiefbahner Gemeinderat tritt zurück, da er sich nicht mehr in der Lage sieht für die täglich kommenden Flüchtlinge menschlich zuzmutbare Unterkünfte zu schaffen. Die als Notunterkünfte errichteten Holzbaracken und die Tumhalle (heutige Kulturhalle) quellen über. Die Rücktrittserklärung wird von der britischen Militärregierung nicht akzeptiert.
  • 17. Oktober 1948: Durch die Einführung des Verhältniswahlrechts verbessert die Schiefbahner SPD ihr Ergebnis bei der Kommunalwahl auf 5 Mandate. In den Gemeinderat ziehen erneut Wilhelm Busch und Johann Leenen ein. Neu gewählt sind: Arnold Leenen, Luise Wasser als erste demokratisch gewählte Frau und Wilhelm Beckmann. Bei den Kreistagswahlen wird Heinrich Meyer über die Reserveliste (Platz 8) in den Kreistag Kempen-Krefeld gewählt. Luise Wasser und Johann Leenen hatten auf aussichtslosen Plätzen keine Chance. Im November wird Wilhelm Busch zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt und behält durch mehrmalige Wiederwahl dieses Amt bis 1952.
  • Ende 1948: Von den 5634 Einwohner in Schiefbahn sind bis Ende 1948 558 Ostflüchtlinge und Heimatvertriebene in Schiefbahn aufgenommen worden. Nach 1948 entsteht eine größere lndustrieansiedlung am Nordkanal und am alten Schiefbahner Bahnhof.
  • 25. Februar 1949: Für das zurückgetretene Gemeinderatsmitglied Wilhelm Beckmann wird Hubert Schwengers in das Amt eingeführt.
  • 14. August 1949: Bundestagswahl
  • 1951: Schiefbahn ist auf 6290 Bürgerinnnen und Bürger angewachsen. Am Schiefbahner Sportplatz werden im November die ersten Grundsteine zu einer neuen Siedlung gelegt. Hermann Loosen legt für die Siedlergemeinschaft den ersten Grundstein. Sechs Häuser der Vereinigten Eigenheim GmbH der Verseidag an der damaligen Wilhelm-Wirtz-Straße (heute Fontanestraße) feiern Richtfest. Dennoch bleibt die Wohnraumlage vor allem für die Flüchtlinge prekär. In der Gemeinderatssitzung im November werden sowohl Bürgermeister Spaetgens (CDU) als auch Wilhelm Busch (SPD) einstimmig wiedergewählt. In der kommenden Amtsperiode will der Gemeinderat weiterhin besonderes Gewicht auf die Förderung des sozialen Wohnungsbaus legen. Die spätere Hubertusschule wird um zwei Klassenräume erweitert.
  • 1952: Für die kommenden Gemeinderatswahlen schlägt Arnold Leenen für den Ortsverein Schiefbahn folgende Kandidaten vor: Arnold Leenen, Wilhelm Busch, Luise Wasser, Hubert Schwengers, Peter Hauser, Heinrich Meyer, Johann Leenen, Jakob Helten, Wilhelm Dusend, Michael Stumpen, Josef Glasmacher, Eduard Rombey, August Ziffels und Peter Wasser.
  • 9. November 1952: Bei den Gemeinderatswahlen liegt die Wahlbeteiligung bei 83,5 %. Die SPD erhält 704 Stimmen und damit 4 Mandate. Arnold Leenen wird direkt gewählt, Wilhelm Busch, Luise Wasser und Hubert Schwengers ziehen über die Reserveliste in den Gemeinderat ein. Die FDP tritt zum ersten Mal zur Kommunalwahl in Schiefbahn an und erreicht immerhin 6 Mandate. Die KPD hat nur in 4 Wahlkreisen einen Kandidaten nominiert, die allesamt keine Chancen mehr hatten.
  • 20. November 1952: Der neue Gemeinderat konstituiert sich. Namhafte CDU-Mitglieder wechseln zur FDP Dadurch verliert die CDU die politische Mehrheit. Im ersten Wahlgang erreicht keiner der Bürgermeisterkandidaten Hans Lucas (CDU), Karl Schäfer (FDP) und Arnold Leenen (SPD) die notwendige absolute Mehrheit. Im zweiten Wahl- gang, wenige Tage später, gehen FDP und SPD eine Koalition ein. Die Koalition aus FDP und SPD wählt gemeinsam Karl Schäfer zum Bürgermeister und Arnold Leenen zu seinem Stellvertreter. Die CDU-Kandidaten unterliegen mit 10:7 bzw. 9:7 Stimmen. Der Wohnungsbau bleibt weiterhin Problem Nr. 1 in Schiefbahn. Der Gemeinderat stimmt dem Bau von weiteren Notunterkünften zu. Insgesamt beschließt er 83 Baumaßnahmen. Eine wesentliche Einnahmequelle der Gemeinde ist der Verkaufvon Pappelholz. 20.000 DM werden hier eingenommen.
  • 1953: „Aufm Diek“ (Heute: Linsellesstraße von Sparkasse bis Hubertusstraße) werden im März 1953 zwölf Wohnungen bezugsfertig. In sechs Wohnungen ziehen Umsiedlerfamilien ein. Das Auffanglager für Flüchtlinge ist mit 14 Personen dennoch voll belegt. 190 Personen suchen in Schiefbahn eine Wohnung. In Knickelsdorf werden 52 Wohnungen durch die Deutsche Bauernsiedlungsgesellschaft erstellt. Hierfür stellt der Gemeinderat 26 Morgen Land zur Verfügung. Richtfest ist im Dezember 1953. Für Flüchtlinge wurden inzwischen 151 Wohnungen mit 451 Räumen gebaut. Der stellvertretende Bürgermeister Amold Leenen (SPD) wird zum Vorsitzenden des Wohnungsausschuss gewählt. Insgesamt wurden seit Kriegsende in Schiefbahn 214 Wohnungen gebaut. 13 wurden mit eigenen Mitteln, 201 dagegen mit öffentlichen Geldern erstellt.
  • 1954: Zwischen Siedlerallee und Hauptstraße (heute: Hochstraße) soll ein neuer Marktplatz gebaut werden. Die Situation an beiden Volksschulen wird immer problematischer. Bis zu 80 Kinder werden in einer Klasse unterrichtet. Die katholische Volksschule soll weiter ausgebaut werden.
  • 16. November 1954: Die SPD-FDP-Koalition wählt geschlossen für zwei weitere Amtsjahre Karl Schäfer (FDP) zum Bürgermeister und Arnold Leenen zu seinem Stellvertreter.
  • 1955: Mehrfach wehrt sich die SPD- Fraktion gegen den aus ihrer Sicht viel zu billigen Verkauf von Bauland. Auch spricht sie sich gegen den nicht notwendigen Verkauf von städtischen Häusern aus. Sie wird jeweils von den anderen Fraktionen überstimmt. Am 23. September 1955 wird die Eisenbahnstrecke Mönchengladbach-Nord-Krefeld endgültig eingestellt.
  • 28. Oktober 1956: Bei den Kommunalwahlen erreicht die SPD mit 883 Stimmen 4 Mandate durch Arnold Leenen, Luise Wasser, Josef Püttmanns und Hubert Schwengers. Karl Schäfer wird erneut Bürgermeister und Arnold Leenen, der sich mit 10:8 Stimmen gegen den CDU-Kandidaten durchsetzte, sein Stellvertreter. In dieser Legislaturperiode wurde die Katholische Volksschule um einen Gebäudekomplex erweitert und die neue Sportanlage an der Siedlerallee errichtet.
  • 1957: Am 3. März 1957 ist der beinahe 75 Jahre alte Arnold Leenen 50 Jahre in der SPD. Er gründete mit Genossen auch 1918 den Ortsverein Schiefbahn. Der geplante neue Marktplatz wird vorläufig befestigt. Der Bauunternehmer Peter Kirchkamp will am Rande des neuen Platzes ein 10 Familienhaus errichten. Im Februar werden in der Königsheide 19 Einfamilienhäuser im Rohbau fertiggestellt. Bürgermeister Schäfer würdigt dies als „wahre Tat des sozialen Wohnungsbaues“. Das Barackenelend, vor allem der Flüchtlinge, wird immer mehr gemildert. Trotzdem liegt der Mietwohnungsbau in Schiefbahn immer noch im Argen. Der Schiefbahner Amtmann Schmitz wird mit den Stimmen von SPD und FDP zum neuen Gemeindedirektor gewählt. Alt-Gemeindedirektor Kiwitz muss in den Ruhestand gehen. Während vier CDU-Gemeinderäte mit der Koalition stimmen, enthalten sich vier. Wegen dieses Verhaltens legt der CDU-Fraktionsvorsitzende Alfred Grote sein Amt nieder. Hermann Derichs folgt Luise Wasser, die auf ihr Mandat verzichtet. lm Juni des Jahres wird die Straßenbahnverbindung Schiefbahn nach Mönchengladbach eingestellt und durch eine Busverbindung ersetzt. Im Dezember wird die Turnhalle an der Schulstraße endlich wieder frei. Die letzten Flüchtlinge konnten vorübergehend in der alten Schule am Kirchplatz untergebracht werden.
  • 2. Oktober 1957: Arnold Leenen wird vom Gemeinderat für seinen „unermüdlichen und vorbildlichen Dienst für die Selbstverwaltung der Gemeinde Schiefbahn“ einstimmig zum Ehrenbürger der Altgemeinde ernannt. Die evangelische Kirchengemeinde weiht ihre neue Kirche an der Schwanenheide ein.
  • 1958: Schiefbahns Bevölkerung ist auf 6697 Einwohner angewachsen. Neben 5500 katholischen Bürgem ist die Zahl der evangelischen auf über 1000 angewachsen. Bisher stellte die Verseidag einen Raum als Kirchenraum zur Verfügung. Die freigewordene Tumhalle soll zur Turn- und Festhalle ausgebaut werden. Die Kreisbau AG will am neuen Marktplatz zwischen Siedlerallee und Niederstraße 31 Wohnungen mit Ladentrakt bauen. Die SBZ- Notunterkunft für Ostflüchtlinge wird an der Königsheide im Rohbau fertiggestellt. Nach Fertigstellung ist ein weiterer Teil des Flüchtlingsproblems gelöst. Die katholische Volksschule wird um sechs Klassen erweitert.
  • 21. Februar 1961: Arnold Leenen ist tot. Er wird in einem Ehrengrab in Schiefbahn bestattet, das heute noch existiert und auch von der SPD-Schiefbahn gepflegt wird. Bei seiner Beerdigung spricht Krefelds Oberbürgermeister Hellenbrock.
  • 10. März 1961: Für den verstorbenen Arnold Leenen wird Jakob Helten in den Gemeinderat eingeführt.
  • 29. März 1961: Für die SPD kandidieren bei den Gemeinderatswahlen: Hermann Derichs, Hubert Schwengers, Heinz Klück, Ernst Ungermanns, Josef Kothen, Heinz Uhlenbruch, Josef Püttmanns, Günter Knobloch und Wilhelm Dusend. Die SPD erreicht mit 1008 Stimmen (26%) nun fünf der 18 Mandate. In die Gemeindevertretung ziehen ein: Josef Püttmanns, Hubert Schwengers, Josef Kothen, Hermann Derichs und Otto Zimmermann. Dr. Hans Lamers (CDU) wird Bürgermeister, Hubert Schwengers wird stellvertretender Bürgermeister und behält dieses Amt bis zum 15. März 1963 inne. Die Post errichtet ihr Postamt an der Hubeıtusstraße. Die seit dem 1. Oktober 1910 bestehende Straßenbahnverbindung von Schiefbahn nach Krefeld wird am 27. April 1961 eingestellt und durch eine Buslinie ersetzt.
  • 1962: Bei den Landtagswahlen erreicht die SPD 1137 Stimmen (31,9 %).
  • 1963: Heinz Klück rückt für Luise Wasser (24.08.1962 – 13.08.1963) nach, Günter Knobloch ersetzt den verstorbenen Josef Kothen im Gemeinderat.
  • 1964: Die Agnes-Miegel-Schule wird mit sechs Klassenräumen und einem Werkraum ihrer Bestimmung durch den Gemeinderat übergeben. Im Mai wird das neue „Sportlerheim“ am Jahnplatz den Vereinen übergeben.
  • 27. September 1964: Die SPD erreicht bei den Kommunalwahlen 1276 Stimmen (31,6 %) und damit 6 Sitze. Es werden in den Gemeinderat gewählt: Hubert Schwengers, Heinz Klück, Josef Wilkes, Josef Hilgers, Alfred Rohmeis und Josef Kühlen. Die FDP erreicht ebenso wie die CWG 2 Sitze.
  • 8. Oktober 1964: Als Bürgermeister wird Dr. Hans Lamers (CDU) mit 9 Ja-Stimmen bei 9 Enthaltungen wiedergewählt. Als Kandidaten für den stellvertretenden Bürgermeister schlägt die SPD Alfred Rohmeis vor. Um dessen Wahl zu verhindern, schlägt die CDU Hubert Schwengers als Kandidaten vor. Schwengers erhält 9 Stimmen, Rohmeis 8 Stimmen. Da keiner die Mehrheit der Stimmen erreicht hat, muß eine Woche später erneut gewählt werden. Alfred Rohmeis wird Fraktionsvorsitzender und in Abwesenheit mit 9 Stimmen bei 8 Enthaltungen der CDU zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt. Heinz Klück zieht über die Reserveliste in den Kreistag ein.
  • 1965: Die Jahnschule wird im November als katholische Volksschule mit neun Klassen-, Physik- und Werkräumen, einer Turnhalle und einem Lehrschwimmbecken in Benutzung genommen. Es gibt zwischen CDU und SPD erhebliche Dissonanzen, die vor allem durch den forschen Fraktionsvorsitzenden Rohmeis ausgelöst werden. So beklagt sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Jantzen, dass die SPD missbräuchlich alle Ausschussvorsitze „besetzt“ halte. Im November erreicht die SPD bei den Bundestagswahlen 1500 Stimmen(33,5 %).
  • 1966: Ostern 1966 wird die katholische Grundschule in „Hubertusschule“ umbenannt. Die SPD-Schiefbahn hat im April 42 Mitglieder.
  • 11. November 1966: Die Gemeinde Schiefbahn und die französische Gemeinde Linselles beschliessen eine Partnerschaft. Die Urkunde, die heute im Schloss Neersen hängt, unterzeichneten Gemeindedirektor Ithoff, Bürgermeister Dr. Lamers und der Bürgermeister aus Linselles, Michel Deplancke. Die Schule in Niederheide stellt ihren Betrieb ein. Aus dem Pro-Gymnasium St. Bernhard wird ein Vollgymnasium. Bei den Landtagswahlen erreicht die SPD 1731 Stimmen(42,4 %). Im Schiefbahner Industriegebiet „Am Nordkanal“ haben sich 13 Industrie- und verarbeitende Betriebe angesiedelt. 127 Handels-, 84 Handwerks- und 94 sonstige Betriebe. sowie 29 Betriebe des Verkehrs- und Reisegewerbes werden in Schiefbahn gezählt. Die evangelische Agnes-Miegel-Schule wird um sechs Klassen, zwei Gruppen-, einen Lehrmittelraum, eine Pausenhalle und eine Turnhalle erweitert. Mit der Trennung der Volksschule wird sie Grundschule. 1054 Kinder besuchen die Schiefbahner Schulen.
  • 1969:Am 24. Oktober 1969 ist Richtfest des neuen Gebäudes der Sparkasse Schiefbahn, die nach der kommunalen Neugliederung zur Sparkasse Willich wird.
  • 29. Dezember 1969: Hubert Schwengers wird für seine langjährige politische Tätigkeit für die Gemeinde Schiefbahn die Ehrenbezeichnung „Gemeindeältester“ verliehen.
  • Januar 1970: Kommunale Neugliederung. Schiefbahn hat 10041 Einwohner. Die SPD Schiefbahn hat 41 Mitglieder.

Alt-Gemeinde Willich 1945 – 1970

von Friederike Gunzelmann

  • Am 27. Februar 1945 erreichten die ersten amerikanischen Truppen das Gebiet des Kreises Kempen-Krefeld. Nach vorangegangenem Artelleriebeschuss wurde Willich am 01. März 1945 von den Amerikanern besetzt.
  • Im April 1945 werden die amerikanischen Truppen von den Briten als Besatzungsmacht abgelöst.
  • Im August 1945 werden von den Besatzern Verwaltungsräte ernannt. Von den englischen Besatzungsbehörden wurde Heinrich Smeets als Mitglied des Beirates eingesetzt. Heinrich Smeets besuchte bereits 1945 Elisabeth Munse und bat sie, in Willich politisch aktiv zu werden. Für Elisabeth Munse, der Tochter des Krefelder Sozialdemokraten Fritz Lewerentz, war dies eine Selbstverständlichkeit. Gemeinsam mit den Genossen Wilhelm Caris, Leo Becker, Johann Küsters und Leo Macholl betrieben Elisabeth Munse und Heinrich Smeets den Wiederaufbau der Sozialdemokratie in Alt-Willich. Die Briten erlauben im September 1945 die Bildung von Parteien.
  • Am 02.01.1946 wurde der Gemeinderat, der auf der Grundlage des Kräfteverhältnisses der Gemeinderatswahl von 1929 von der britischen Militärregierung benannt wurde, durch den ebenfalls von der Militärregierung eingesetzten Bürgermeister Karl Dammer (CDU) in sein Amt eingeführt. Ihm gehörten folgende Sozialdemokraten an: Becker, Pollmüller, Heinrich Smeets, Peter Koch und Zeeges. Bei der Einführung des neuen Gemeinderates ist der Kreiskommandant Dr. Royen anwesend. ln seiner Ansprache machte der Kreiskommandant deutlich, dass der Bürgermeister Vorsitzender des Rates ist, aber nicht den Gemeindevertretern seine Politik diktieren kann. Die Verwaltungsarbeit, die früher der Bürgermeister geleistet hat, wird nun von dem Gemeindedirektor übernommen. Damit ist die Doppelspitze eingeführt.
  • 25. Januar 1946: Gemeinderatssitzung; Auf der Tagesordnung stand die Wahl eines Entnazifizierungsausschusses. Ein weiterer Punkt der Tagesordnung ist die Freigabe von Holz bei der britischen Militärregierung sowie die Prüfung des Benzinverbrauchs in Willich. Schon in dieser frühen Phase der Rats- und Verwaltungsarbeit wird vom Rat die Umsetzung von Beschlüssen bemängelt. Vorgeschlagen werden von der SPD für den Entnazifizierungsausschuss die Genossen Peter Koch und Heinrich Smeets. Unter dem Tagesordungspunkt „Verschiedenes“ brachte die SPD durch Heinrich Smeets eine Erklärung zur Verlesung, in der sie verlangte, dass Beschlüsse des Gemeinderates genauestens beachtet und schnellstens durchgeführt werden: „Es kann und darf nicht mehr geduldet und zugelassen werden, dass die gefassten Beschlüsse von versteckten Feinden des demokratischen Neuaufbaues missachtet und sabotiert werden.“
  • 14. Februar 1946: ln dieser Sitzung wird Friesen von der CDU zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt. Die SPD beanspruchte als zweitstärkste Fraktion die Position des stellvertretenden Bürgermeisters. Sie unterliegt jedoch der CDU.
  • 03. Mai 1946: Leo Becker, Vorsitzender der SPD-Willich von 1946 – 1948, wird zum Schiedsmann gewählt.
  • 20. August 1946: Der Gemeindedirektor teilt dem SPD-Vorsitzenden Leo Becker mit, dass die von der SPD vorgeschlagenen Wahlbewerber alle von der Militärregierung anerkannt wurden.
  • 15. September 1946: Die ersten freien Wahlen nach dem Krieg fanden statt. Der Rat wurde für die Dauer von 2 Jahren gewählt. Die CDU erhielt 15, die KPD 1 und die SPD 2 Mandate. Für die SPD zogen Elisabeth Munse und Leo Becker in den Gemeinderat ein. Leo Becker wurde auf Zuruf zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt.
  • 25. Oktober 1946: Der Hammerschmied Wilhelm Caris wurde in den Kreistag gewählt.
SPD-Abgeordnete im Kreistag von Viersen im Jahr 1946
  • 17. Oktober 1948: Für das Amt des Bürgermeisters kandidierten für die CDU Werner Maaßen und für die SPD Elisabeth Munse. Die Kandidaten erreichten jeweils 7 Stimmen. Nun musste das Los (Tiekes on Flakes – Kopf oder Adler) entscheiden, wer Bürgermeister wurde. Die SPD entschied sich für Tiekes und verlor. Werner Maaßen wurde Bürgermeister. Einstimmig wurde nun Elisabeth Munse zu stellvertrenden Bürgermeisterin gewählt. Elisabeth Munse zeiht über die Reserveliste in den Kreistag ein.
  • 09. November 1948: Die zweite Gemeinderatswahl erfolgte. Die Sitzverteilung sah wie folgt aus: CDU: 6 Sitze, SPD: 6 Sitze, KPD: 1 Sitz, Zentrum: 1 Sitz. Für die SPD wurden in den neuen Gemeinderat gewählt: Wilhelm Brocker, Wilhelm Caris, Johann Küsters, Leo Macholl, Elisabeth Munse, Jakob Scheulen und Heinrich Smeets.
  • 1948 – 1951: Elisabeth Munse war Vorsitzende des SPD-Ortsverein Willich.
  • 06. Dezember 1949: Die Amtszeit von Werner Maaßen war abgelaufen und es musste erneut ein Bürgermeister gewählt werden. Im ersten Wahlgang erhielten Werner Maaßen 6 Stimmen, Elisabeth Munse 1 Stimme und Heinrich Smeets 5 Stimmen. In der Stichwahl erlangten Werner Maaßen und Heinrich Smeets jeweils 6 Stimmen. Die Wahl des Bürgermeisters wurde auf den 16. Dezember 1949 vertagt.
  • 16. Dezember 1949: Die SPD erklärte sich bereit, den Kandidaten der CDU zu unterstützen, sofern bei der Bürgermeisterwahl 1950 ein SPD-Kandidat gewählt werden würde. Die CDU stimmte dem Vorschlag nach einer Sitzungsunterbrechung zu. So wird Werner Maaßen zum Bürgermeister wiedergewählt. Zum stellvertretenden Bürgermeister wird Wilhelm Caris mit 13:1 Stimmen gewählt. SPD-Erklärung vor der Bürgermeisterwahl: „Die Bürgermeisterwahl am 06.12.49 hat gezeigt. daß unser Kandidat nicht die breite Vertrauensbasis gefunden hat, die ein Bürgermeister für sein verantwortungsvolles Amt im Interesse der gesamten Bürgerschaft benötigt. Unter diesen Umständen machen wir den Vorschlag, für das Jahr 49/50 Werner Maaßen, Votzhöfe 23, zum Bürgermeister zu wählen. Wir sind bereit, den Kandidaten der CDU zu wählen unter der Voraussetzung, daß bei der Bürgermeisterwahl 1950 der Kandidat der SPD gewählt wird. Sollte die CDUdiesen Vorschlag nicht akzeptieren können, so sehen wir uns nicht in der Lage, uns an der heutigen Wahl zu beteiligen.“
  • 09. November 1950: Wilhelm Caris wurde in geheimer Abstimmung mit 8 zu 6 Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Die CDU hatte für ihre Fraktion die Abstimmung freigegeben und den CDU-Fraktionmitgliedern freigestellt. ob „ihnen der SPD-Kandidat genehm sei“. Röös (CDU) wird Stellvertreter. ln seiner Ansprache erklärt der neue Bürgermeister, dass er als Bürgermeister keine Parteien kenne. nur das Wohlergehen seiner Willicher Heimatgemeinde. Alle betrachte er als Freunde und Gönner. Er sei bestrebt, sich das Vertrauen der ganzen Willicher Bürgerschaft zu erwerben. Die Verwaltung stellte in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft ein Wohnungsbauprogramm mit Kleinsiedlerstellen, 3 Wohnblöcken an der Schiefbahner Straße sowie 2 Wohnblöcken an der Fischelner Straße auf.
  • 09. Februar 1951: Der Gemeinderat beschloss die Errichtung der 8-klassigen Knabenschule mit Turnhalle an der Schiefbahner Straße. Die Erweiterung der evangelischen Volksschule und der Schule II wurde vom Rat anerkannt. Leo Becker wird als Schiedsmann wiedergewählt.
  • 08. August 1951: Der Trommlerkorps „Germania Willich“ feierte sein 25-jähriges Bestehen.
  • 16. November 1951: Für das Amt des Bürgermeisters kandidieren Elisabeth Munse (SPD) und Heinrich Leßmann (CDU). Den Ältestenvorsitz führt Leo Macholl (SPD). Die Wahl endet 6:6 und musste innerhalb von 2 Wochen wiederholt werden.
  • 29. November 1951: Bei der Bürgermeisterwahl übernahm Leo Macholl wieder den Älte- stenvorsitz. Für das Amt des Bürgermeisters wurden Heinrich Leßmann und Elisabeth Munse vorgeschlagen. Elisabeth Munse wurde mit 8:6 Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Zum stellvertretenden Bürgermeister wurde Wilhelm Schulte von der KPD gewählt. Die SPD hielt ihren Wahlvorschlag vom 16. November 1951 aufrecht. Die CDU empfand die Kandidatur von Elisabeth Munse, die konfessionslos war, als Provokation und Dr. Ploenes gab für die CDU-Fraktion folgende Erklärung ab: „…Es war niemals üblich bei uns, konfessionelle Gesichtspunkte in die gemeindliche Diskussion zu werfen. Heute aber müssen wir uns dagegen verwehren, dass die Gemeinde, unsere christliche Gemeinde Willich, durch jemanden vertreten wird, der den christlichen Geist unserer Väter ablehnt. Wenn man die Stimmung der Bevölkerung in den Tagen seit der letzen Wahl gehört hat, dann muß man sich über den Mut der SPD wundern. heute noch den selben Kandidaten zu benennen.“ Elisabeth Munse wurde mit den Stimmen der KPD zum Bürger- meister gewählt. Sie trat ihr Amt als Bürgermeister mit den Worten an: „Es ist kein erhabenes Gefühl, unter den vorausgegangenen Umständen das Amt des Bürgermeisters anzutreten. „
  • 22. Juli 1952: Elisabeth Munse führte den symbolischen Hammerschlag bei der Grundsteinlegung für die achtklassige katholische Knabenschule an der Schiefbahner Straße aus.
  • 12. August 1952: Für den verstorbenen Johann Brocker rückte Johann Küster in den Gemeinderat nach. Das Willicher Original, Max Kallen, verkaufte seine Grundstücke an der Frankenseite mit 23,31 Ar an die Gemeinde Willich.
  • 15. September 1952: Der Regierungspräsident teilte der Gemeinde Willich mit, dass auf dem Grundstück Lütters-Dammer Wohnungen für die Besatzungsangehörigen errichtet werden sollen.
  • 20. November 1952: Wemer Maaßen von der CDU wird in geheimer Abstimmung einstimmig zum Bürgermeister gewählt. Stellvertreter wird Oskar Rummel. Elisabeth Munse kandidiert für das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters. Sie unterliegt jedoch mit 7:17 Stimmen.
  • 16. März 1953: Immer mehr Menschen flüchteten aus der sowjetischen Besatzungszone. Die Gemeinde Willich war verpflichtet, 80 Personen aufzunehmen. Als Unterkünfte dienten die Gemeindebaracken am Sportplatz an der Bahnstraße. Für den verstorbenen Wilhelm Caris rückte Heinrich Broich in den Gemeinderat nach.
  • 18. Januar 1954: Für den verstorben Heinrich Broich rückte Konrad Bätz in den Gemeinderat nach.
  • 22. Januar 1954: Wemer Maaßen (CDU) wurde als Bürgermeister wiedergewählt. Sein Stellvertreter wurde Johann Küster (SPD).
  • 03. Februar 1955: Der Rat beschloss den Bau von Schlichtwohnungen am Sandweg für die Flüchtlingen aus der sowjetischen Besatzungszone.
  • 09. März 1956: Albert Krewinkel wird für die Dauer von 12 Jahren zum Gemeindedirektor gewählt.
  • 02. Mai 1956: Der Gemeindedirektor Wegenaer wurde verabschiedet und Albert Krewinkel in das Amt des Gemeindedirektors eingeführt.
  • 09. November 1956: Für den erkrankten Bürgermeister Maaßen eröffnete der Stellvertreter Johann Küsters die Sitzung. Für die Bürgenneisterwahl übemahm Leo Macholl den Altersvorsitz. Zum Bürgermeister wurde der CDU-Kandidat Franz Rieffert gewählt. Sein Stellvertreter wurde der SPD- Kandidat Johann Küsters. Für die SPD wurden Konrad Bätz, Jakob Dömges, Johann Küsters, Leo Macholl, Elisabeth Munse, Jakob Scheulen, Heinrich Smeets und Gottfried Weyermanns in den Gemeinderat gewählt. Die SPD- Fraktion schlug für das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters Johann Küsters vor. Johann Küsters wurde mit 16 Stimmen für 2 Jahre zum stellvertretenden Bürgermeister gewählt.
  • 05. November 1957: Zu dem beabsichtigten Ankauf des Grundstückes und der Gebäude der Nudia-Strumpfwerke durch den Bund wurde zu einer Sondersitzung eingeladen. Alle Fraktionen nahmen eindeutig Stellung und betonten übereinstimmend, dass es unverständlich sei, dass der Bund, der die Gemeinde durch die Übernahme des Stahlwerkes erheblich geschädigt habe, nunmehr durch den Kauf der Nudia einen weiteren Schaden zufügen wolle. Einstimmig wurde eine Resolution verfasst, in der gegen den Ankauf des Firmengeländes durch den Bund Einspruch erhoben wurde. Dies wurde an die zuständigen Ministerien weitergeleitet. Ebenfalls erhielten die gewählten Vertreter des Land- und Bundestages eine Ausfertigung der Resolution.
  • 08. Februar 1958: Nach langer und schwerer Krankheit verstarb im Alter von 64 Jahren Heinrich Smeets. Im Gemeinderat war er der Sprecher der SPD-Fraktion. Heinrich Smeets war schon seit 1919 Mitglied der SPD. Er betätigte sich nicht nur in der Kommunalpolitik, sondern war auch ein aktiver Gewerkschafter. Nach dem Krieg wurde er durch die Besatzungsmacht in den Kreistag berufen.
  • 27. Februar 1958: Elisabeth Munse wurde für die Auswahl der Schöffen und Geschworenen des Amtsgerichts Krefeld gewählt.
  • 03. März 1958: Der Gemeinderat lehnte die Vergleichsangebote des Nudia- Gläubigerausschusses ab. Für Konrad Bätz (SPD) war es völlig unverständlich, dass der Bund das Gebäude für 1,5 Mio. DM kaufen wollte, obwohl es einen Marktwert von lediglich 700.000,00 DM hatte.
  • 23. März 1958: Für das verstorbene Gemeinderatsmitglied Heinrich Smeets (SPD) rückt Hermann Kohs nach.
  • 18. April 1958: Die Firma Müller-Wipperführt beabsichtigte, sich in Willich anzusiedeln und ca. 800 bis 1000 Arbeitsplätze zu schaffen.
  • 27. Juni 1958: Die Gemeinde verhandelt mit dem RWE über einen Konzessionsvertrag.
  • 31. Oktober 1958: Franz Rieffert (CDU) wurde zum Bürgermeister gewählt. Sein Stellvertreter wurde Johann Küsters von der SPD.
  • 18. Dezember 1958: Der Schienenverkehr Willich – Schiefbahn – Neuwerk sollte ab 31.05.1959 eingestellt werden. Der Gemeinderat setzte sich für Erhalt des Personenverkehrs ein.
  • 15. Mär 1959: Der Gemeinderat wurde über die Einweihung des Katharinen-Hospitals unterrichtet. Die Baukosten betrugen 1,6 Mio. DM.
  • 23. März 1959: Der Gemeinderat beschloss die Errichtung einer Parkanlage Parkstraße/ Ecke St.-Töniser Straße.
  • 21. Oktober 1959: Die SPD-Fraktion beantragte den Bau eines Freibades. 1961 sollte der Bau vollzogen sein.
  • 08. August 1961: Die Hannen-Brauerei erwarb das Grundstück an der Moosheide in einer Größe von 51 .000 qm.
  • 18. Dezember 1961: Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, der Kreisverwaltung die Planung und Errichtung einer Kreisrealschule in Willich vorzuschlagen.
  • 22. Februar 1962: Der Gemeinderat beschloss den Bau einer Kleinschwimmhalle. Zu diesem Zweck schloss man sich einem Forschungsauftrag an.
  • 01. März 1963: Johann Silkens (CDU) wird zum Bürgermeister gewählt.
  • 01. Oktober 1963: Der Neubau des Katharinen- Hospitals wurde eingeweiht.
  • 08. Juni 1964: Der Gemeinderat beschloss die Beseitigung der Notunterkünfte auf der Krusestraße.
  • 08. Oktober 1964: Emil Merks (CDU) wurde zum Bürgermeister gewählt. Der Gemeinderat beschloss den Erwerb des Grundstückes an der Ackerstraße, damit im Schnellbauverfahren eine Sonderschule gebaut werden sollte. Des Weiteren wurde die Planung und der Bau einer neuen Schule im Willicher Feld beschlossen. Konrad Bätz wurde stellvertretender Bürgermeister. Die Ratsmitglieder Eberhard Tippmann und Werner Oppenberg wurden verpflichtet. Des Weiteren gehören der SPD-Fraktion an: Elisabeth Munse, Jakob Scheulen, Wilhelm Kaiser, Jakob Dömges, Christian Gribs und Johann Küsters.
  • 08. Juni 1964: Die Hannen-Brauerei teilte dem Gemeinderat mit, dass das an der Moosheide erworbene Grundstück für die geplante Firmenerweiterung zu klein ist. Es werde ein Grundstück in einer Größenordnung von 100.000 qm benötigt. Beim Erwerb weiterer Grundstücke an der Moosheide stieß die Hannen-Brauerei auf Schwierigkeiten, sodass sie sich gezwungen sah, sich an anderer Stelle nach Grundstücken umzusehen. Die Hannen-Brauerei forderte die Gemeinde Willich auf, der Brauerei ein Grundstück zu beschaffen. Der Bauer Peter Friesen hatte zwei Jahre zuvor Verkaufsabsichten geäußert. Verhandlungsgrundlage war ein Kaufpreis von 6,00 DM je qm. Dieser Kaufpreis wurde von Herrn Friesen nun in die Höhe getrieben. Von der Hannen-Brauerei wurde nun der Gemeinde eine Frist bis Ende Mai gesetzt. Beim vereinbarten Notartermin stellte sich heraus, dass Herr Friesen erneut seine Forderung heraufgesetzt hatte. Der Grundstückspreis betrug nun 15,00 DM je qm. Die Hannen-Brauerei erklärte sich bereit, einen Grundstückspreis von 7,00 DM je qm zu zahlen, obwohl in einer anderen Gemeinde von der Brauerei ein Grundstück zu einen Preis von 5,20 je qm angeboten wurde. Bei einem Kaufpreis von 15,00 DM je qm ergab sich eine Kaufsumme für den Erwerb des Grundstückes in Höhe von 1,5 Mio. DM. Die Hannen-Brauerei hätte davon 700.000,00 DM übernommen. Von der Gemeinde sollte der Restbetrag in Höhe von 800.000,00 DM getragen werden. Darüber hinaus sollte die Gemeinde auch die Restparzelle des Bauern Friesen in der Größe von 8000 qm zu einem Kaufpreis von 15,00 DM je qm erworben werden. Hinzu wäre auch der Erwerb des Grundstückes der Brauerei an der Moosheide zu einem Kaufpreis von 269.856,00 DM gekommen. Alles in Allem wären von der Gemeinde Mittel in Höhe von 1.l89.856,00 DM aufzubringen gewesen.
  • 15. November 1964: Der Gemeinderat beschließt die katholische Mädchenvolksschule in den Schulneubau „Willicher Feld“ zu verlegen.
  • 19. Dezember 1966: Elisabeth Munse wird für ihre 20-jährige Zugehörigkeit zum Gemeinderat geehrt. Am 03. Oktober 1946 wurde Elisabeth Munse in den Gemeinderat gewählt. Sie gehörte folgenden Ausschüssen an: Flüchtlings-, Wohnungs-, Wohlfahrt-, Spar-, und Bauausschuss, Ausschuss für die Abgrenzung der Wahlgebiete, Schul- und Kulturausschuß, im Hauptausschuß, Sozialausschuss, Rechnungsprüfungsausschuss und dem Ausschuss für die Wahl der Schöffen und Geschworenen. In der Zeit vom 09. November 1948 bis zum 20. November 1959 war Elisabeth Munse stellvertretende Bürgermeisterin. Von 29. November 1951 bis zum 20. November 1952 bekleidete sie das Amt des Bürgermeisters.
  • 11. Oktober 1967: Der Gemeinderat beantragt den Bau eines Altenheimes.
  • 07. November 1967: Konrad Bätz verzichtet aus beruflichen Gründen auf seine Stellung als Fraktionssprecher der SPD. Sein Nachfolger wird Werner Oppenberg.
  • 25. November 1967: Die Altenstube wurde eingeweiht und übergeben.
  • 14. Dezember 1967: Herr Krewinkel wurde für weitere 12 Jahre zum Gemeindedirektor gewählt.
  • 04. April 1968: Eine Regierungskommission zur Vorbereitung der kommunalen Neugliederung bereiste den Landkreis Kempen-Krefeld und schlug vor, die Gemeinden Willich, Schiefbahn, Neersen und Anrath zu einer Gemeinde zusammenzuschließen.
  • 13. September 1968: Das Innenministerium schlug im Rahmen der kommunalen Neugliederung die Vereinigung der Gemeinden Anrath, Neersen Schiefbahn und Willich zur Stadt „Fleuth“ vor.
  • 06. November 1968: Der Gemeinderat erklärte sich in seiner Stellungnahme an den Innenminister mit dem Zusammenschluss der Gemeinden Anrath, Schiefbahn, Neersen und Willich zu einer Stadt einverstanden. Die vorgesehene Gebietsabtretung an die Stadt Krefeld wurde jedoch abgelehnt. Die Bewohner der Holterhöfe sprachen sich jedoch mit großer Mehrheit für einen Anschluss an die Stadt Krefeld aus. Ebenfalls wurde der Name Fleuth abgelehnt, da es wenig glücklich schien, eine Stadt nach einem Bach zu benennen, der zur Schmutzwasserentsorgung diente. Der Rat der Gemeinde schlug den Namen Donk, der lediglich als Arbeitstitel diente, vor. Willich wollte gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden den Ortsnamen beraten.
  • 06. November 1968: Jakob Scheulen wurde für seine 20- jährige Ratstätigkeit geehrt.
  • 20. Dezember 1968: Elisabeth Munse wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Landrat Maassen bedauerte, dass Elisabeth Munse das einzige Kreistagsmitglied sei. Der SPD- Kreisvorsitzende Hermann Dortans gratulierte mit Blumen.
  • 03. Oktober 1969: Nach langer Krankheit verstarb Leo Becker. Er war langes Mitglied im Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister.
  • 06. Dezember 1969: Der Landtag beschloß das Gesetz zur kommunalen Neuordnung des Kreises Kempen-Krefeld. In diesem Gesetz wurde die Zusammenfassung der Gemeinden Willich, Anrath, Schiefbahn und Neersen zur neuen „Stadt Willich“ beschlossen.
  • 01. Januar 1970: Das Wohngebiet Holterhöfe wurde in die Stadt Krefeld eingemeindet. Dies war das Ergebnis einer Bürgerinitiative, da die Altgemeinde Willich es unterlassen hatte, das Gebiet zu kanalisieren. Im Rahmen der kommunalen Neugliederung wurde die Alt-Gemeinde Willich ein Teil der Stadt Willich. Die Hannen-Brauerei beschloss nach Mönchengladbach-Neuwerk überzusiedeln.

Die SPD in der Stadt Willich 1970 – 1997

vom neuen Ortsverein bis zum hauptamtlichen Bürgermeister – von Detlef Nicola

  • 10. März 1970: Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag und spätere Ministerpräsident Johannes Rau spricht im Lokal Dieckmann in Anrath.
  • 12. März 1970: Der Regierungspräsident und spätere Landesminister Hans-Otto Bäumer spricht im Landtagswahlkampf in Schiefbahn.
  • 15. März 1970: Erste Stadtratswahl nach der kommunalen Neugliederung: Die SPD erreicht 15 Mandate (CDU 22, FDP 2, CWG 2). Alfred Rohmeis wird stellvertretender Bürgermeister, Werner Oppenberg Fraktionsvorsitzender der SPD Stadt Willich. Hans Prüter wird kommissarisch zum ersten Vorsitzenden des Ortsvereins der SPD Stadt Willich benannt.
  • Juni 1970: Gerd Mellwig wird Vorsitzender des Ortsvereins.
  • 14. Juni 1970: Bei der Landtagswahl kandidiert Alfred Rohmeis im Wahlkreis Kempen-Ost, erreicht aber über die Reserveliste nicht den Einzug ins Landesparlament.
Veranstaltung mit Bäumer 1970
Von links: Renate Tippmann, Hans Prüter, W. Oppenberg, Hans Heider, Hans Otto Bäumer, Alfred Rohmeis, Werner Oerschkes
  • 1973: Mitglieder des Willicher Ortsvereins besuchen besuchen den Deutschen Bundestag.
  • 1974: Werner Oerschkes wird neuer Vorsitzender des Ortsvereins.
  • 17. April 1975: Bundesverteidigungsminister Georg Leber spricht während einer Wahlkampfveranstaltung im völlig überfüllten Saal Krücken in Alt-Willich.
  • April 1975: Paul Steinbrecher wird von Herbert Wehner für 70 Jahre Mitgliedschaft in der SPD im Saal Krücken geehrt. Paul Steinbrecher war nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Jahre Gemeinderat in Neersen.
  • 4. Mai 1975: Die SPD kann bei den Kommunalwahlen ihr Ergebnis von 15 Mandaten halten. Die CDU verbessert sich auf 23, die FDP erreicht 3 Mandate. Allerdings missachtet die CDU bei der Wahl des Bürgemeisters und seiner Stellvertreter alle Regeln der parlamentarischen Gepflogenheiten: Aus Verärgerung über die oft überscharf geführte Diskussion von Alfred Rohmeis besetzt sie trotz scharfer Proteste der SPD alle drei Bürgermeisterpositionen mit eigenen Leuten.
  • 27. Juni 1976: Werner Oerschkes begrüßt den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Willy Brandt, bei einer Wahlkampfveranstaltung in Brüggen.
  • 1978: Renate Tippmann wird als erste Frau zur Vorsitzenden des Ortsvereins gewählt.
  • 1979: Bei der Kandidatennominierung für die Kommunalwahl 1979 setzt sich Renate Tippmann gegen Alfred Rohmeis durch und geht als erste Spitzenkandidatin der SPD in den Wahlkampf.
  • 30. September 1979: Nach der Kommunalwahl ziehen in den von 41 auf 45 Sitzen erweiterten Rat 16 Sozialdemokraten ein. Die CDU erhält zwar 24 Mandate, erzielt aber ein schlechteres Ergebnis. Die FDP verbessert sich auf 5 Sitze. Renate Tippmann wird zur ersten stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt.
  • 1982: Jochen Kock übernimmt als Vorsitzender den Ortsverein.
  • März 1983: Die stellvertretende Bürgermeisterin Renate Tippmann begrüßt Georg Leber bei einer Wahlkampfveranstaltung in Alt-Willich.
  • 20. Juni 1983: Elisabeth Munse wird, durch Vermittlung von Erwin Stahl, von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt in Hamburg empfangen. Sie überreicht ihm ein Buch aus dem Bestand ihres Vaters Fritz Lewerentz.
Verabschiedung von Ratsmitgliedern 1984
Verabschiedung von Ratsmitgliedern im Jahr 1984
  • März 1984: Günter Zlobinski löst Jochen Kock als Ortsvereinsvorsitzender ab und löst in der Folge erhebliche innerpolitische Differenzen aus. Schon sehr bald, und dies unmittelbar vor der anstehenden Kommunalwahl, gerät die SPD in eine – auch öffentlich – geführte Diskussion um den Parteivorsitzenden Günter Zlobinski, die die eigentliche politische Arbeit lähmte. So wurde dann auch der Wahlkampf nicht mit letzter Kraft geführt. Bei der Nominierung des Spitzenkandidaten setzt sich Renate Tipp-mann erst nach einer Stichwahl gegen Werner Oerschkes durch.
  • 4. September 1984: Auf Initiative der Schauspielerin und engagierten Umweltschützerin Almut Grytzmann konstituiert sich der Arbeitskreis Umwelt in der SPD Willich, der in den folgenden Jahren sowohl in der Partei als auch in der SPD-Fraktion entscheidende ökologische Impulse setzt.
  • 21. Septemeber 1984: Ministerpräsident Johannes Rau besucht vor der Kommunalwahl Schiefbahn und spricht mit verdienten Mitgliedern im Restaurant Stieger.
  • 30. Oktober 1984: Die SPD verliert, u. a. durch die „Zlobinski-Affäre“, erheblich an Stimmen und kommt im neuen Stadtrat nur noch auf 13 Mandate. Die CDU verliert ebenfalls und fällt unter 50 %. Allerdings fehlten lediglich 33 Stimmen, um die absolute Mehrheit der CDU zu brechen. Renate Tippmann wird erneut stellvertretende Bürgermeisterin.
  • Januar – Juni 1985: Alfred Rohmeis rückt über die Reserveliste in den Landtag NRW ein und ist damit der erste Landtagsabgeordnete Willichs.
  • Frühjahr 1986: Der Stadtbezirk Anrath bringt zum ersten Mal eine Stadtteil-Zeitung, den „SPD- Kurier“, heraus und verteilt ihn an alle Anrather Haushalte.
  • 13. Februar 1986: In einer geheimen Kampfabstimmung gelingt es der SPD-Fraktion, mit Hilfe von 7 Stimmen der CDU vorläufig die Selbständigkeit der Stadtsparkasse Willich zu erhalten.
  • 6. März 1986: Dieter Wehrhahn wird mit großer Mehrheit zum Ortsvereinsvorsitzenden gewählt und bringt die SPD in den folgenden Jahren wieder auf Erfolgskurs.
  • 16. September 1986: Der Arbeitskreis Umwelt stellt das rote Wahlkampffahrrad vor.
Wahlkampffahrrad_1988
Das Wahlkampffahrrad im Jahr 1988
  • 3. Dezember 1986: Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Ex-Bundesminister und Steuer- und Finanzexperte der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Hans Apel, referiert über Steuer- und Finanzpolitik in Anrath.
Podiumsdiskussion mit Hans Apel 1986
Podiumsdiskussion mit Hans Apel im Jahr 1986
  • 11. Januar 1987: Im Bundestagswahlkampf spricht der saarländische Umweltminister Jo Leinen in der Kulturhalle in Schiefbahn.
Podiumsdiskussion mit Jo Leinen 1987
Podiumsdiskussion mit Jo Leinen im Jahr 1987
  • 14. Mai 1987: Nach langen politischen Bemühungen gelingt es der SPD-Fraktion endlich, ein eigenständiges städtisches Jugendamt im Rat durchzusetzen.
  • 24. Oktober 1988: Werner Oerschkes wird von der Mitgliederversammlung des SPD Ortsvereins zum Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl 1989 gewählt. In einer Kampfabstimmung setzt er sich gegen Renate Tippmann durch.
  • 3. Dezember 1988: Die SPD in Willich feiert ihr 111-jähriges Jubiläum in der Kulturhalle. Festredner ist der Fraktionsvorsitzende der SPD-Landtagsfraktion NRW Friedhelm Farthmann.
  • April 1989: Der Stadtbezirk Neersen bringt zum ersten Mal seine Stadtteilzeitung, das „SPD-Journal“, heraus und verteilt es an alle Neersener Haushalte.
Rau_Röhrscheid_1989
Wahlkampf 1989: Bernd-Dieter Röhrscheid (rechts) zusammen mit Johannes Rau (mitte) in Viersen
  • 2. Oktober 1989: Bei der Kommunalwahl gewinnt die SPD zwei Mandate hinzu und verfügt nun über 15 Sitze im Rat (CDU 22, FDP 5, Grüne 3). Damit wurde die absolute Mehrheit der CDU gebrochen. Werner Oerschkes wird zum ersten stellvertretenden Bürgermeister gewählt. Zum neuen Fraktionsvorsitzenden wird Bernd-Dieter Röhrscheid gewählt. Er übernimmt das Amt von Werner Oerschkes, der dieses 17  Jahre innehatte.
  • 1992: Detlef Nicola wird zum Vorsitzenden des Ortsvereins Stadt Willich gewählt. Sein Vorgänger Dieter Wehrhahn hatte nach 6 Jahren engagiertem und erfolgreichem Vorsitz nicht mehr kandidiert.
v. l. n. r.: Werner Oerschkes, Bernd-Dieter Röhrscheid, Ralf-Hasso Sagner auf dem Presseball am 3. März 1993 (Foto in den Willicher Nachrichten)
  • Oktober 1993: Werner Oerschkes wird erneut zum Spitzenkandidaten für das Bürgermeisteramt nominiert.
  • 16. Oktober 1994: Die SPD kann bei der Kommunalwahl nur geringfügig zulegen und bleibt bei 15 Sitzen im Rat (CDU 22, FDP 4, Grüne 4). Werner Oerschkes wird als stellvertretender Bürgermeister wiedergewählt.
Wahlplakat 1994
Wahlplakat mit Werner Oerschkes aus dem Jahr 1994
  • November 1994: Detlef Nicola wird auf dem Unterbezirksparteitag in Viersen zum Landtagskandidaten für den Wahlkreis 56 (Schwalmtal, Viersen, Willich) nominiert.
  • 25. Januar 1995: Die SPD feiert ihren größten Erfolg im Willicher Stadtrat. In einer dramatischen Kampfabstimmung siegt der SPD-Kandidat Lukas Siebenkotten mit 23 zu 22 Stimmen und wird zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Willich gewählt. Die CDU hatte diese Abstimmung unmittelbar nach einer öffentlichen Erklärung des bisherigen Stadtdirektors Dieter Hehnen (CDU) beantragt, der erklärt hatte, er stehe für die Wahl des hauptamtlichen Bürgermeisters neuen Typs (oberster Repräsentant und Chef der Verwaltung) nicht zur Verfügung. Obwohl Hehnen damit keineswegs einen sofortigen Rückzug aus seinem bisherigen Amt, für das er bis 1999 gewählt war, bekannt gegeben hatte, versuchte die CDU-Fraktion bereits in der nächsten Ratssitzung, ihren Kandidaten durchzusetzen. Bündnis 90/Die Grünen und FDP sprachen sich jedoch für Lukas Siebenkotten, den SPD-Kandidaten mit Verwaltungserfahrung in der Stadt Willich aus.
  • 14. Mai 1995: Die SPD verliert bei der Landtagswahl landesweit 4 Prozent und damit die absolute Mehrheit. Detlef Nicola erreicht leider kein Direktmandat (-3 Prozent in der Stadt Willich). Damit stellt die SPD im Kreis Viersen nach zehn Jahren zum ersten Mal keinen Landtagsabgeordneten.
Karikatur_Spannendes_Schachspiel_1995
Karikatur aus den Willicher Nachrichten vom 31. Mai 1995
  • Juni 1995: Der von Bündnis90/Die Grünen vorgeschlagene Sozialdemokrat Udo Hartings wird Dezernent für Schule, Soziales, Jugend und Sport und verbleibt bis April 1997 in diesem Amt. Damit hat die SPD neben Lukas Siebenkotten zum ersten Mal zwei Vertreter in der vierköpfigen Verwaltungsspitze.
Karikatur_Zweieinhalb_die_an_einem_Strang_ziehen_ 1996
Karikatur aus den Willicher Nachrichten vom 22. März 1996
  • 1. Juli 1997: Die SPD startet fünf Arbeitskreise mit den Schwerpunkten PLANUNG, UMWELT, SCHULE/SPORT/KULTUR, SOZIALES und WIRTSCHAFT. Diese Arbeitskreise sind öffentlich, um auch interessierten Bürgern eine Mitarbeit zu ermöglichen.
  • 1. August 1997: Die SPD präsentiert sich als erste Partei in der Stadt Willich mit einem eigenen Informationsangebot im Internet.
Karikatur_Aerlaß_1997
Karikatur aus den Willicher Nachrichten vom 14. August 1997
  • 22. August 1997: Die SPD feiert mit einem Festakt in der Schiefbahner Kulturhalle „125 Jahre Sozialdemokratie in Willich“.

Die SPD in der Stadt Willich 2000 – 2014

[in Bearbeitung]

  • 2005: Der 2005 zum Vorsitzenden gewählte Anton Platen erklärte noch im selben Jahr überraschend seinen Rücktritt, nachdem die SPD auf Bundesebene eine Große Koalition mit der CDU eingegangen war. Bernd-Dieter Röhrscheid übernahm kommissarisch den Vorsitz, am 30. März 2006 wurde er dann von der Mitgliederversammlung offiziell bestätigt.
  • 2007: Dirk Töller wird Vorsitzender.
  • 2009: Töller gibt sein Amt als Vorsitzender „aus beruflichen Gründen“ auf. Sein Nachfolger Jürgen Hansen wurde mit 28 Ja-Stimmen bei sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen gewählt.
  • 2014: Die SPD beschloss, erstmals ohne eigenen Bürgermeisterkandidaten in die Kommunalwahl zu gehen.

Interviews

Interview mit Elisabeth Munse

  • Über Elisabeth Munse: Elisabeth Munse wurde am Abend des Martinszuges 1902 in Krefeld in eine sozialistische Familie hinein geboren. Ihr Vater, Fritz Lewerentz, der als junger Gewerkschaftssekretär den ersten SPD-Ortsverein am linken Niederrhein gegründet hatte und später bis 1933 Landtagsabgeordneter wurde, war Vollblutpolitiker. So hat sie die Politik sozusagen mit der Muttermilch schon eingesogen. Zehnjährig wurde sie schon Mitglied in der sozialistischen Jugend, 1920 trat sie in die SPD ein, ab 1921 war sie für die Krefelder AWO tätig. Unmittelbar vor der Machtübernahme durch die Nazis wurde sie für den Krefelder Stadtrat nominiert, in den sie durch das Verbot der SPD nicht mehr einziehen konnte. Nach dem Krieg war Elisabeth Munse unmittelbar am Wiederaufbau der SPD in Alt-Willich beteiligt. Von 1946 bis 1969 war sie in unzähligen Ausschüssen des Gemeinderates tätig. Im November 1951 wurde sie für ein Jahr zur Bürgermeisterin gewählt. Von 1948 bis 1969 war sie gleichzeitig im Kreistag. Fast zwanzig Jahre lang war sie SPD-Ortsvereinsvorsitzende von Alt-Willich.

Frage: „Wie hast Du die Zeit des Nationalsozialismus erlebt?“

E. Munse: „Bis 1933 habe ich mit meiner Familie in Krefeld zur Miete gewohnt. Als es dann mit den Nazis immer schlimmer wurde, hat mein Vater sich nach etwas anderem umgesehen. Im Mai 1933 haben wir dann in Holterhofe, das gehörte ja damals zu Willich, angefangen zu bauen und sind im Oktober 1933 dort eingezogen. Da der Vater ohne Arbeit war, ging er rundum zu den Bauern in Willich und fragte immer wieder für Arbeit nach und er hatte dann auch meistens Arbeiten, wie ein Dach neu decken, bekommen. Die Willicher Bauern waren froh, dass sie meinen Vater für so etwas hatten. Und dann haben wir uns durchgeschlagen, das war hart. Ja, und obwohl wir Genossen uns bereits vor dem Krieg nicht mehr treffen durften. haben wir uns, indem wir in das Kaffehäuschen im Forstwald zum Kaffeetrinken gegangen sind, trotzdem getroffen. Vor und nach 1933 ging mein Vater dann auch immer noch durch die ganzen Orte, um politisch zu wirken. Und da hat man ihn in Willich einmal so verhauen, dass er ins Krankenhaus musste. Diese Willicher wurden dann auch später verurteilt. Als dann 1944 der Anschlag auf Hitler kam, da wurde es brenzlig. Drei bis viermal hatten wir dann Nazis aus Willich bei uns gehabt, die uns das ganze Haus auf den Kopf stellten und alles, wirklich alles rausholten. Sie haben sogar Modezeitschriften von mir mitgenommen, da sie nicht wussten, was das war. Aber gefunden haben sie damals nichts. Mein Vater hatte 1933, als wir aus dem Parteibüro in Krefeld raus mussten, alles verschwinden lassen. damit auch ja keine Unterlagen von irgendwelchen Genossen gefunden werden konnten. Er hatte ja immer wieder gesagt: ‚Wer Hitler wählt, der wählt den Krieg!‘ Ja, und dann holten sie meinen Vater. Er wurde zuerst in den Gestapokeller nach Düsseldorf geschleppt, dann nach Sachsenhausen. Der Vater kam ja dann nicht wieder und unsere zwei Jungs – ich hatte zwei jüngere Brüder – sind im Krieg gefallen.“

Frage: „Trotzdem, oder gerade deshalb bist Du sofort nach dem Krieg wieder politisch aktiv geworden. Wie war das nach dem Krieg?“

E. Munse„Meine eigenständige Parteiarbeit habe ich 1945 in Willich begonnen. Ich war zwar 1933, als wir den Krefelder Stadtrat gewählt haben, dort an 28. Stelle der Liste, bin aber durch die Machtübernahme Hitlers nicht mehr in den Stadtrat gekommen. Heinrich Smeets war der erste von der SPD in Willich, der 1945 bei mir gewesen ist und mich aufforderte in Willich mitzumachen. Und das war für mich natürlich selbstverständlich. Und dann ging es los, natürlich zu Fuß. Die ersten Jahre mußte ich immer, bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit, zu Fuß von Holterhöfe nach Willich, bis ich endlich einen Bezugsschein für ein Fahrrad bekam. Ich weiß gar nicht mehr, woher ich die 100 Mark für das Fahrrad bekommen habe? Ich habe auf jeden Fall das Geld genommen und bin nach Willich gegangen und habe mir das Fahrrad geholt. Und wie ich dann mit dem Fahrrad nach Hause gefahren bin, das kann ich keinem Menschen beschreiben. Das fühle ich heute noch, dieses Wonnegefühl. Und oft habe ich zu den Ratsherren, die mich später in ihren schönsten Wagen nach hause gebracht haben, gesagt: ‚Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was dieses Fahrrad damalsfür mich bedeutete und was das für ein Gefühl war.‘ Ich war von da ab gerettet und war auch nicht abhängig von der Straßenbahn. Denn das war ja das Schlimme: Wir hatten ja die Sitzungen und Versammlungen meist abends. Wie sollte ich da nach Hause kommen. Wenn ich – auch später, als ich im Kreistag war – nicht immer so liebe Unterstützung durch meine Genossen und Kollegen gehabt hätte. dann wäre das manchmal unmöglich gewesen. Der Inhalt und die Schwerpunkte der parteipolitischen Arbeit nach 1945 waren natürlich der Wiederaufbau der Sozialdemokratie in Willich überhaupt. Heinrich Smeets, Leo Becker, Wilhelm Caris, Johann Küsters und Leo Macholl, um nur einige Namen zu nennen, das waren wirklich richtige Parteigenossen. In den Parteiversammlungen war das damals genauso wie heute: Kabale und Liebe. Da kannst Du machen was Du willst. Aber nie hätte jemand uns aus der Partei rausbekommen. Wir hatten alle Disziplin gelernt und waren Disziplin gewohnt. Natürlich bin ich manchmal hochgegangen, vor allem, wenn einer alles besser wußte. wirklich alles. der sich dann auch an keine Regel hielt. Mein Gott, dann bin ich geplatzt. Ach, es waren trotzdem schöne Zeiten. ich möchte sie nicht missen.“

Frage: „Von Euch, den ersten Gemeinderatsmitgliedern, wurden alle nur erdenklichen Lösungen und Maßnahmen erwartet, die einen hohen persönlichen Einsatz forderten. Wie habt Ihr das damals geschafft?“

E. Munse: „Im Gemeinderat selber mußten wir uns mit den kleinsten Dingen befassen. Schulen mußten neu gebaut und Modernisierungen durchgeführt werden. Straßen wieder hergestellt, ausgebaut und vor allem neue Siedlungen gebaut werden. Und da waren ja vor allem die Flüchtlinge, und die galt es unterzubringen. Ich bin oft mit einem Herrn vom Wohlfahrtsamt in einem alten Krankenwagen bei den Willicher Bauern rundgefahren, um Quartier für die Flüchtlinge zu suchen. Was wir da alles erlebt haben, ist sagenhaft. Im Schweinestall, ohne Fußboden, standen kaputte Betten für die Flüchtlinge. Und das Ärgerlichste war: Da gab es in Willich angesehene Bürger mit wirklich großen Häusern, die einfach, auch wenn ich sie darauf ansprach, keine Flüchtlinge aufnehmen wollten. Die Not war groß. und unsere Aufgabe im Gemeinderat bestand zunächst einmal darin, diese Menschen zu versorgen. Wir haben gekämpft für ein Bett, für einen Stuhl, das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. „

Das Interview führte Elisabeth Große-Venhaus.

Interview mit Hermann Ahrendt

Frage: „Wann bist du in die SPD eingetreten?“

H. Ahrendt: „Dies war im Frühjahr 1946. zu einem Zeitpunkt, wo die erste Kommunalwahl nach dem Krieg vorbereitet wurde. Das war aber nicht in Willich.“

Frage: „An welche Genossen erinnerst Du Dich besonders?“

H. Ahrendt: „1964 bin ich nach Willich gezogen. Elisabeth Munse war zu diesem Zeitpunkt etwa 60 Jahre. 1972 waren Eberhard Tippmann und Fritz Lindner zur Gratulation zum 70. Geburtstag bei Elisabeth Munse.“

Frage: „Wie hast Du das politische Geschehen in Alt-Willich erlebt?“

H. Ahrendt: „Als ich nach Willich kam, waren die Eheleute Tippmann im SPD-Vorstand sehr aktiv. Soweit ich mich erinnere, war Eberhard Tippmann Vorsitzender. Ebenfalls sehr aktiv waren die Eheleute Lindner. Dann war da auch noch der Wilhelm Kaiser. der aus Ost-Deutschland kam. Er ist aus der SPD ausgetreten. nachdem Willi Brandt sich dem Osten geöffnet hatte.“

Frage: „Was habt ihr politisch gemacht?“

H. Ahrendt: „Willich befand sich im Wiederaufbau. speziell im Mühlenfeld. Die Verlängerung von Liffersmühle war als Gewerbegebiet geplant. Dort sollte auch eine Konservendosenfabrik entstehen. Dies ist jedoch aus familiären Gründen nicht zustande gekommen. Vermutlich war aber auch die Altgemeinde Willich durch die Hannen-Brauerei zu träge. ein neues Gewerbegebiet zu erschließen“

Frage: „Wie sah Dein politischer Werdegang aus?“

H. Ahrendt: „1975 kandidierte ich für den Rat. Ich habe mich in meinem Wahlkreis gegen den CDU-Kandidaten Albert Molter durchgesetzt. Als Ratsmitglied war ich im Bauausschuß. Weitere SPD-Mitglieder im Bauausschuß waren Toni Becker und Hermann Lütje. Wir haben sehr gut miteinander harmoniert. Die Sitzungen dauerten teilweise bis 24.00 Uhr in der Nacht, weil das damalige techn. Dezernat nicht in der Lage war, im Sinne des Bauausschusses Einfluß auf Dr. Hoffmann und seine Architekten zu nehmen (Dr. Hoffmann plante den Umbau des Schlosses Neersen). Oftmals waren Dinge bereits fertig und wurden dem Ausschuß nachträglich zu Genehmigung vorgelegt. 1980 kandierte ich wieder für den Rat. Diesmal holte Hans Kothen, mein Gegenkandidat von der CDU, den Wahlkreis. Ich war dann im Bau- und Planungsausschuß. Im Bauausschuß war der dicke Brocken „Schloß“ abgeschlossen. Der Schwerpunkt lag nun im Bereich Tiefbau. zum Beispiel Hessenbende. Im Planungsausschuß waren wir mit der Planung und Vermarktung von Münchheide beschäftigt. Es war eine gemeinsame Aktion von SPD und CDU. Die Entwicklung von Münchheide ist mit gleicher Vehements von allen Parteien betrieben worden. Ich bin der Meinung, daß das Gewerbegebiet so gut angekommen ist, lag an den günstigen Grundstückspreisen und Steuersätzen. Um die Autobahnabfahrt dort zu bekommen, haben wiederum alle Parteien hart gekämpft und letztendlich haben wir uns durchgesetzt. Von 1976 – 1980 war ich im OV-Vorstand erst als Beisitzer, dann als Schriftführer. Renate Tippmann war die Vorsitzende. 1981 bin ich dann nach Anrath gezogen. Zunächst habe ich dort keinen Wahlkreis erhalten. Erst als Barbara Weiler nach Hessen gegangen ist, habe ich einen Wahlkreis in Anrath erhalten. Als Heinz Dörnen 1987 aus dem Rat ausschied, bin ich über die Reserveliste nachgerückt. Zur Kommunalwahl 1989 habe ich den Wahlkreis 9022 erhalten und diesen auch direkt geholt. 1994 holte ich ihn nicht mehr direkt. Trotz großer Resonanz in der Bevölkerung gehen die Stimmen seltsame Wege. Vielleicht hatte es auch mit meinen Urlaub während der Wahl zu tun, da ich nicht im Wahllokal selbst gesessen habe. Deshalb freue ich mich nun besonders, daß ich seit dem 1. Februar 1997 wieder über die Reserveliste in den Stadtrat nachgerückt bin.“

Das Interview führte Frederike Gunzelmann.

Interview mit Werner Oerschkes

  • Über Werner Oerschkes: Werner Oerschkes war von 1964 bis 1970 Mitglied des Anrather Gemeinderates. Daran schloß sich seine bis heute (1997) andauernde Tätigkeit als Ratsmitglied der Stadt Willich an. Als einen der wenigen Zeitzeugen befragten wir ihn über seine Zeit als Gemeinderatsmitglied und speziell zur kommunalen Neugliederung 1970.

Frage: „Herr Oerschkes, als Sie in den Gemeinderat gewählt wurden, hatte die CDU die absolute Mehrheit. Konnten die Sozialdemokraten trotzdem ihre Ideen und Vorschläge umsetzen?“

W. Oerschkes: „Ja! Allerdings bedurfte es dabei einiger taktischer Tricks und vieler Hintergrundgespräche, um sozialdemokratische Ideen durchzusetzen. Man mußte wissen, daß die CDU die absolute Mehrheit hatte und ihr Bürgermeister Krebs alle Fäden in der Hand hielt. Somit hatten die SPD- Vorschläge offiziell keine Chance.“

Frage: „Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den ‚kleinen‘ anderen Parteien?“

W. Oerschkes: „Es gab ofliziell keine Zusammenarbeit zwischen den Parteien.“

Frage: „Gibt es eine Entscheidung oder ein besonderes Ereignis, an das Sie sich besonders gerne erinnern?“

W. Oerschkes: „Gerne denke ich an die Zusammenkünfte in der Gaststätte zurück. Die Gemeinderatssitzungen fanden bei ‚Dieckmann-Ferdie‘ statt. Je größer der Bierkonsum war, desto länger dauerten die Sitzungen. Manchmal wurde dann nach der Sitzung bei weiteren Bieren über alle Parteien hinweg eine Einigung bei Streitfragen erzielt. Bürger, die wissen wollten, was im nichtöffentlichen Teil besprochen wurde, brauchten sich an der Theke nur ruhig zu verhalten und konnten so durch die häufig nur angelehnte Tür alles Wissenswerte erfahren.“

Frage: „Herr Oerschkes, schon kurz nach Beginn Ihrer Tätigkeit als Gemeinderatsmitglied im Jahre 1964 wurden erste Pläne für eine kommunale Neugliederung in unserem Raum vorgelegt. Wie sahen diese anfänglichen Pläne aus?

W. Oerschkes: „Anfangs waren die Pläne sehr spekulativ. Man muß dazu wissen. daß eigentlich jede Gemeinde im Kreis Kempen-Krefeld selbständig bleiben wollte. Bersonders großer Widerstand wurde gegen die geplante Verlegung des „Kreissitzes“ von Kempen nach Viersen geleistet. Die Landesregierung favorisierte die Zusammenlegung von Willich, Anrath, Schiefbahn und Neersen. Die Anrather SPD neigte mehr zu einer Zusammenfassung von Anrath, Vorst, St. Tönis und Kehn.“

Frage: „Wie beurteilten die im Gemeinderat vertretenen Parteien die Pläne?“

W. Oerschkes: „Da zwischenzeitlich die SPD in Düsseldorf regierte, war die Anrather CDU gegen die große Lösung, d. h. die Zusammenfassung der heutigen vier Stadtteile. Deshalb kam sozusagen über Nacht der Vorschlag einer Zusammenlegung von Anrath und Neersen.“

Frage: „Wie standen Sie persönlich zu den Plänen der Neuordnung?“

W. Oerschkes: „Ich hatte andere Pläne. Es gab den oben erwähnten SPD-Vorschlag für eine neue Stadt mit dem Namen „Kehn“. Alle Gemeinden, einschließlich Anrath. die das Kehn einrahmten, sollten zu dieser neuen Gemeinde gehören. Diese Idee wurde auch von mir unterstützt. Die Willicher SPD suchte zur gleichen Zeit bereits Anschluß an Osterrath.“

Frage: „Wie haben Sie, bzw. die Anrather Bürger/innen auf das endgültige Gesetz zur kommunalen Neugliederung reagiert?“

W. Oerschkes: „Die Anrather waren von Anfang an unzufrieden. So erhielt nach der Neugliederung Neersen eine neue Sporthalle. Willich das Hallenbad. Schiefbahn die Realschule und Anrath die neue, aber ohnehin notwendige, Grundschule (Gottfried Kricker) mit einer Sporthalle ohne Tribüne. Der Kommentar eines hochrangigen Verwaltungsmitarbeiters aus der damaligen Zeit war dazu: ‚Anrath liegt sowieso am Rande der Stadt Willich und wird später sicherlich den Viersenern zugeordnet.‘ Diese Aufstellung und die Meinungsäußerung zeigt deutlich, wie stiefmütterlich unser Stadtteil in der Anfangsphase behandelt wurde.“

Frage: „Wie beurteilen Sie aus heutiger Sicht die Neuordnung?“

W. Oerschkes: „Die Neugliederung mußte kommen. Insgesamt war sie ein Gewinn für die damaligen Gemeinden und heutigen Stadtteile. Aber es wird auch in Zukunft vier Kirchtürme in unserer Stadt geben.“

Das Interview führte Hedwig Segler.

Personalien

SPD Gemeinderäte

Alt-Willich

  • Beutz, Konrad: 1953 – 1969
  • Becker, Leo: 1946 – 1948
  • Bockers, Wilhelm: 1948 – 1952
  • Broich, Heinrich: 1953 – 1956
  • Caris, Wilhelm: 1948 – 1953
  • Doemges, Jakob: 1956 – 1969
  • Görlitz, Otto: 1961 – 1963
  • Grips, Christian: 1964 – 1969
  • Kaiser, Wilhelm: 1964 – 1969
  • Kohs, Hermann: 1958 – 1961
  • Küsters, Johann: 1948 – 1969
  • Macholl, Leo: 1948 – 1961
  • Munse, Elisabeth: 1946 – 1969
  • Oppenberg, Werner: 1964 – 1969
  • Scheulen, Jakob: 1948 – 1969
  • Smeets, Heinrich: 1948 – 1958
  • Spiecker, Heinrich: 1956 – 1961
  • Tippmann, Eberhardt: 1964 – 1969
  • Weyermann, Gottfried: 1952 – 1961
  • Wojtera, Karl: 1963 – 1964

Anrath

  • Bongartz, Heinrich: 1964 – 1969
  • Driessen, Peter: 1964 – 1969
  • Dehan, Peter: 1946 – 1956
  • Eckelboom, Johann: 1946 – 1946
  • Esch, Otto: 1962 – 1969
  • Fabianke, Manfred: 1964 – 1969
  • Jansen, Agnes: 1946 – 1946
  • Kampschulte, Heinz: 1955 – 1956
  • Kanz, Matthilde: 1946 – 1946
  • Koppers, Franz: 1946 – 1946
  • Leven, Ludwig: 1949 – 1956
  • Lüngers, Jakob: 1946 – 1964
  • Mertens, Karl-Heinz: 1961 – 1964
  • Nellessen, Josef: 1956 – 1969
  • Nellessen, Reinhold: 1952 – 1956
  • Oerschkes, Werner: 1964 – 1969
  • Perse, Fritz: 1961 – 1964
  • Spurkmann, Peter: 1952 – 1956
  • Stenhorst, Gerhard: 1948 – 1961
  • Sontowski, Günter: 1964 – 1969
  • Skarabis, Paul: 1948 – 1949
  • Wammers, Heinrich: 1956 – 1961
  • Wolters, Jakob: 1956 – 1964

Neersen

  • Brangs, Hermann: 1948 – 1969
  • Berthold, Alois: 1952 – 1969
  • Brooren, Josef: 1945 – 1946
  • Endiger, Artur: 1952 – 1969
  • Esser, Franz: 1964 – 1968
  • Kummer, Heinrich: 1956 – 1961
  • Lippert, Roland: 1961 – 1964
  • Lütje, Hans-Hermann: 1964 – 1969
  • Oelen, Heinrich: 1952 – 1956
  • Schick, Viktor: 1964 – 1969
  • Schmitz, Johann: 1966 – 1969
  • Schneider, Ernst: 1946 – 1961
  • Steinbrecher, Paul: 1961 – 1964
  • Teichmann, Paul: 1946 – 1946
  • Weis, Helmut: 1956 – 1966
  • Wirtz, Matthias: 1946 – 1951

Schiefbahn

  • Beckmann, Wilhelm: k. A. – 1949
  • Busch, Wilhelm: 1946 – 1956
  • Derichs, Hermann: 1957 – 1964
  • Dusend, Wilhelm: 1946 – 1946
  • Güttges, Johann: 1946 – 1946
  • Hilgers, Josef: 1964 – 1969
  • Keller, Christine: 1946 – 1946
  • Klück, Heinz: 1963 – 1969
  • Kühlen, Josef: 1964 – 1969
  • Kothen, Josef: 1961 – 1963
  • Knobloch, Günter: 1963 – 1964
  • Leenen, Arnold: 1946 – 1961
  • Leenen, Jokob: 1946 – 1946
  • Leenen, Johann: 1946 – 1952
  • Püttmanns, Josef: 1956 – 1962
  • Rohmeis, Alfred: 1964 – 1969
  • Schwengers, Hubert: 1946 – 1969
  • Wasser, Luise: 1948 – 1963
  • Wilkes, Josef: 1964 – 1969
  • Zimmermann, Otto: 1961 – 1964

Mitglieder im Rat der Stadt Willich

  • Ahrendt, Hermann: 1975 – 1984; 1987 – 1994; 1997 – 2000
  • Beckers, Toni: 1975 – 1979
  • Bierhahn, Edelgard: 1975 – 1980
  • Bockers, Theo: 1970 – 1975
  • Bünstorf, Sarah: 2014 – 2020
  • Dau, Iris: 1980 – 1984
  • Diel, Angelika: 1984 – 1994
  • Doernen, Heinz: 1980 – 1987
  • Dorgarthen, Martin: 2009 – 2016
  • Ehlers, Henning: 1989 – 1997
  • Franke, Lutz: 1980 – 1984
  • Fabianke, Manfred: 1970 – 1975
  • Gather, Markus: 2014 – 2018
  • Gosselk, Christian: seit 2020
  • Grau, Lothar: 1975 – 1979
  • Greiffenstein, Ludwig: 1985 – 1999
  • Gunzelmann, Frederike: 1994 – 2004
  • Hafermann, Johannes: seit 2020
  • Heider, Hans: 1970 – 1975
  • Höcklin, Karl-Heinz: 1975 – 1979; 1984 – 1994
  • Hufschmidt, Mirjam: 2008 – 2009; 2014 – 2020
  • Jacobs, Rolf: 1975 – 1980
  • Klopmeier, Erika: 1989 – 2014
  • Klück, Heinz: 1970 – 1975
  • Kock, Fritz-Joachim: 1979 – 2014
  • Kühlen, Josef: 1970 – 1984
  • Lindner, Friedrich: 1970 – 1979
  • Lorenz, Eva: 1984 – 2000
  • Lütje, Hans-Dieter: 1994 – 1999
  • Lütje, Hans-Hermann: 1970 – 1984
  • Mader, Carsten: 2015 – 2020
  • Maisel, Elisabeth: 1989 – 1994
  • Maaßen, Lukas: seit 2020
  • Nellessen, Josef: 1970 – 1975
  • Nicola, Detlef: 1994 – 2016
  • Oerschkes, Werner: 1970 – 1999
  • Oerschkes, Ralf: 2010 – 2020
  • Oppenberg, Werner: 1970 – 1975
  • Pape, Wolfgang: ?
  • Pempelfort, Hendrik: seit 2014
  • Platen, Anton: 1994 – 2004
  • Plücken, Gisela: 1979 – 1980
  • Prüter, Hans: 1975 – 1975
  • Rasch, Heinz: 1970 – 1975
  • Röhrscheid, Bernd-Dieter: 1984 – 2020
  • Rohmeis, Alfred: 1970 – 1994
  • Scheulen, Jakob: 1970 – 1975
  • Schmidt, Rudolf: 1979 – 1984
  • Stammes, Ralf: 2014 – 2016
  • Stocks, Dieter: 1975 – 1984
  • Stoll, Theresa: 2014 – 2016
  • Tippmann, Eberhardt: 1970 – 1979
  • Tippmann, Renate: 1979 – 2008
  • Werhahn, Dieter: 1984 – 1997
  • Weiler, Barbara: 1975 – 1985
  • Wewers, Andreas: 1984 – 1989
  • Wilke, Burkhard: 1980 – 1984
  • Windhausen, Michael: 1975 – 1980
  • Wilts, Walter: 1970 – 1975
  • Wingerath, Cornelia: 2014 – 2016
  • Winkels, Dietmar: seit 2014
  • Winkler, Ulrich: 1994 – 2014
  • Winkler, Andreas: seit 2020
  • Wißler, Doris: 1989 – 1999
  • Witt, Friedrich: 1975 – 1984
  • Wittkop, Eleonore: seit 2020
  • Zlobinski, Günther: 1975 – 1989

SPD-Kreistagsmitglieder

  • Caris, Wilhelm, aus Willich: 1946 – 1948
  • Fabianke, Manfred, aus Anrath: 1975 – 1989
  • Grau, Karin, aus Schiefbahn: 1975 – 2009
  • Joebges, Heinz, aus Neersen: seit 1994
  • Klouten, Lothar, aus Willich: 1995 – ?
  • Klück, Heinz, aus Schiefbahn: 1964 – 1975
  • Kummer, Heinrich, aus Neersen: 1956 – 1961
  • Meyer, Heinrich, aus Schiefbahn: 1948 – 1952
  • Munse, Elisabeth, aus Willich: 1948 – 1970
  • Nellessen, Heinz, aus Neersen: 1970 – 1975
  • Oppenberg, Werner, aus Willich: 1970 – 1975
  • Segler, Hedwig, aus Anrath: 2014 – 2020
  • Schmidt, Hildegard, aus Neersen: 1979 – 1984
  • Siebenkotten, Heike, aus Willich: 1994 – 1995
  • Stroetges, Walter, aus Anrath: 1984 – ?
  • Tippmann, Eberhardt, aus Willich: 1979 – 1984
  • Tippmann, Renate, aus Willich: 1975 – 1979
  • Voss, Manfred, aus Willich: 1984 – 1994
  • Wißler, Norbert, aus Anrath: 1989 – 1994

Ortsvereinsvorsitzende

  • Prüter, Hans: 1970 (kommissarisch für drei Monate)
  • Mellwig, Günter: 1970 – 1974
  • Oerschkes, Werner: 1974 – 1978
  • Tippmann, Renate: 1978 – 1982
  • Kock, Fritz-Joachim: 1982 – 1984
  • Zlobinski, Günter: 1984 – 1986
  • Wehrhahn, Dieter: 1986 – 1992
  • Nicola, Detlef: 1992 – 2002
  • Siebenkotten, Lukas: 2002 – 2005
  • Platen, Anton: 2005
  • Röhrscheid, Bernd-Dieter: 2006 / vorher kommissarisch – 2007)
  • Töller, Dirk: 2007 – 2009
  • Hansen, Jürgen: 2009 – 2012
  • Winkels, Dietmar: 2012 – 2018
  • Maaßen, Lukas: seit 2018

Fraktionsvorsitzende

  • Oppenberg, Werner: 1970 – 1972
  • Oerschkes, Werner: 1972 – 1989
  • Röhrscheid, Bernd-Dieter: 1989 – 2020
  • Maaßen, Lukas: seit 2020

1. stv. Bürgermeister

  • Rohmeis, Alfred: 1970 – 1975
  • Tippmann, Renate: 1979 – 1989
  • Oerschkes, Werner: 1989 – 1995

2. stv. Bürgermeister

  • Gather, Markus: 2014 – 2018
  • Winkels, Dietmar: 2018 – 2020

Hauptamtliche Bürgermeister

  • Siebenkotten, Lukas: 1995 – 1999

Landtagsabgeordnete

  • Rohmeis, Alfred: 1985 (nachgerückt von Januar – Mai)