Jusos fordern Stellungnahme vom NTB zu Facebook-Video

Die Jusos Willich fordern eine Stellungnahme vom Neersener Turnerbund zu einem am 3. November veröffentlichtem Video auf Facebook. In dem Video, das von dem Account „Sire Fred“ hochgeladen wurde, steht ein junger Mann, ganz im schwarzen Anzug, in der Niershalle in Neersen und beklagt sich über die aktuelle Hallennutzung als Flüchtlingsunterkunft. Seit dem 5. November bietet die Niershalle ca. 120 Flüchtlingen Schutz. Die Niershalle sei bisher zum Sport genutzt worden und das wünsche er sich auch für seine Kinder, so der junge Mann in dem Video, der sich als Übungsleiter des NTB ausgibt. Mit dem Einzug der Flüchtlinge sei der Vereinssport beendet und Neersen habe damit keine angemessene Sporthalle mehr. Es müsse die Frage erlaubt sein „Warum?“, fragt er anschließend und fährt fort: „Wie lange wollen wir noch planlos so weiter machen? Bis alle öffentlichen Gebäude mit Flüchtlingen gefüllt sind?“. Zum Schluss fordert er den Zuschauer auf, zu sagen, dass es „genug“ sei.

Die Jusos haben am Mittwoch den Verein um eine Stellungnahme gebeten. Darin fragt der SPD-Nachwuchs, warum der Verein dem jungen Mann die Halle zum Dreh des Videos, das aktuell ca. 11.000 Aufrufe hat, zur Verfügung gestellt hat und wie der Vereinsvorstand inhaltlich zu diesen Äußerungen steht. „Bisher haben wir keine Antwort erhalten“, erklärt Lena Stoer, Vorsitzende der Jusos Willich. „Wir hoffen aber darauf, dass sich der Vorstand deutlich von den Äußerungen distanziert“, so Stoer weiter.

Die jungen Sozialdemokraten halten das Video und dessen Inhalt für fremdenfeindlich und finden deutliche Worte: „Der Übungsleiter des NTB stellt das sportliche Vereinsleben offensichtlich über das Leben von Flüchtlingen“, so Lukas Maaßen, Geschäftsführer der Jusos und selbst Vereinsmitglied bei der Viktoria Anrath. „Das Vereinsleben ist eine wichtige Säule des gesellschaftlichen Miteinanders. Aber in der aktuellen Situation geht die menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen vor“, so Maaßen weiter. Die Frage nach dem „Warum“ lässt den SPD-Nachwuchs auch an der Wahrnehmungsfähigkeit des jungen Mannes zweifeln: „Scheinbar endet der Wahrnehmungshorizont des Übungsleiters am Ausgang der Niershalle. Ansonsten hätte er in den letzten vier Jahren die dramatischen Veränderungen in der Welt wahrgenommen“, so Maaßen. „Anstatt den PEGIDA-Blödsinn weiterzuverbreiten, hätte er sich mit der Komplexität des Themas auseinandersetzen können. Warum fordert er nicht eine Beendigung des Syrienkrieges oder ein generelles Verbot für deutsche Waffenexporte?“, fragt Hendrik Pempelfort, Beisitzer im Juso-Vorstand und Willicher Stadtratsmitglied.

Weiterhin stellen die Jusos klar, dass jeder, der Fragen hat, sich an die Jusos bzw. SPD Willich oder jeden anderen Kommunalpolitiker der vier aktiven demokratischen Parteien wenden kann. „Unzureichende und oberflächliche, im Traueranzug kostümiert vorgetragene Panikmache verurteilen wir aufs Schärfste!“, so Jennifer Stoffers, stv. Vorsitzende der Jusos Willich. „Die Gefahr für die Kinder unserer Stadt geht in diesem Fall wohl eher von einem Übungsleiter eines Neersener Sportvereins aus, der unreflektiert unsinnige Botschaften verbreitet, als von den vor Krieg und Kälte fliehenden Flüchtlingen“, so Stoffers weiter.

Abschließend stellen die Jusos fest, dass sich der Übungsleiter auf Facebook als Besitzer teurer Sportwagen, Golfspieler und Fan von Maschinenpistolen präsentiert. „Dieses Profil ist vielleicht eine Erklärung für die soziale Kälte in der Videobotschaft“, sind sich die Vorstandsmitglieder der Jusos Willich einig.

(12.11.2015)